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1. Bd. 1 - S. 397

1883 - Leipzig : Engelmann
§. 229. Das Römerreich. 397 tie Saepta Julia, eine neue Dingstätte für Wahlen und Volksversammlungen, und das Forum Juliuin zwischen Capitol und Palatin zum besonderen Gerichtsmarkt. Andere großartige Bauentwürfe blieben unausgeführt. In den städtischen Badeanstalten wurde auf seine Veranstaltung das Oel zum Salben umsonst gereicht. Aber die gesellschaftlichen Schäden der Hauptstadt waren zu groß, als daß sie hätten geheilt werden können. Die Einwohner theilten sich in die Klasse der Reichen und Vornehmen und in den besitzlosen Proletarierhanfen; der Mittelstand war fast ganz verschwunden und nur noch in einzelnen Gegenden Italiens in den Landstädten zu finden. „In der Umgegend Noms hatte die Nutzwirthschaft dem unfruchtbaren Luxus Platz machen müssen: wo die alten latinischen Bauerschasten gesäet und geerntet hatten, erhoben sich jetzt die glänzenden Landhäuser, von denen manches mit den dazu gehörigen Gärten, Parken und Wasser-leitnngeu, den Süß- und Salzwasserreservoirs zur Aufbewahrung und Züchtung von Fluß-und Seefischen, den Wildhäusern, Volieren und Fasanerien den Raum einer mäßigen Stadt bedeckte." Im übrigen Italien wog die Gutlwrrthschaft mit Sklavenhaltung vor und verdrängte die kleinen Bauernhöfe und den freien Landbau. Zwar wurde dadurch der Feldbau großartiger und blühender, so daß die Dichter mit Recht das schöne Heimathland besingen konnten, „wo die wohlbewässerte Wiese, das üppige Kornfeld, der lustige Rebenhügel von der dunkeln Zeile der Oelbäume umsäumt wird; wo der Schmuck des Landes, lachend in mannichfaltiger Anmuth, die holdesten Gärten in seinem Schooße hegt und selber von nahrunggebenden Bäumen umkränzt wird;" aber die kleine Bauernwirthschaft der alten Zeit ging darüber zu Grunde, und zwischen dem reichen (Kapitalisten und dem rechtlosen Sklaven- und Bettlerhaufen gähnte ein furchtbarer Abgrund. Die alten Landstädte Italiens sanken zu verlassenen Dörfern herab, während eine aus der Fremde herbeigezogene Bevölkerung von Sklaven, Freigelassenen und Händlern sich mehr und mehr über ganz Italien ausbreitete. Cäsar suchte nach Kräften der Capitalübermacht zu wehren, theils durch Zins- und Wuchergesetze und durch Aufhebung der persönlichen Schuldknechtschaft, theils durch Erneuerung des alten Gesetzes, wonach die rückständigen Zinsen niedergeschlagen und die gezahlten vom Capital abgezogen wurden, theils durch das Gebot an Viehzüchter und Grundbesitzer, den dritten Theil ihrer Hirten und Ackerbauern aus freigebornen Männern zu nehmen, und durch Ansiedelung ausgedienter Soldaten als (Kolonisten mit kleinem Grundbesitz. Zugleich suchte er durch gesetzliche Bestimmung dem Luxus und der Verschwendung ein Ziel zu setzen und der allzulangen Abwesenheit der Reichen von Italien zu begegnen. Neue Gemeindeordnungen sollten die verödeten und verfallenen Landstädte wieder in die Höhe bringen, Straßen, (Kanäle und Verkehrserleichterungen Handel und Gewerbthätigkeit fördern. — Vor allem war Cäsar beflissen, die Provinzialen der Bedrückungen durch die Beamten und (Kapitalisten Roms zu entlasten; das alte Gesetz gegen Erpressungen wurde mit unnachsichtiger Strenge gehaudhabt. ,Die auch noch die alten Wunden schmerzten, mit Cäsar erschien den vielgeplagten Unterthanen die Morgenröthe einer erträglicheren Zeit, seit Jahrhunderten' wieder die erste intelligente und humane Regierung, eine Friedenspolitik, die nicht auf der Feigheit, sondern auf der Kraft beruht." Die cisalpinifchen Gallier jenseit des Po wurden in den römischen Bürgerverband ausgenommen und erhielten politische Gleichberechtigung mit dem Hauptland. Die italisch-hellenischen Bildungselemente, die überall gepflanzt und gepflegt wurden, sollten in dem großen Reich eine einheitliche Nationalität schaffen, sollten ein Weltreich mit gleichem Recht, gleicher Sprache, gleicher Bildung begründen. In derselben Absicht verlieh er den Lehrern der freien Wissenschaften und sämmtlichen Aerzten der Hauptstadt das römische Bürgerrecht. Auch dem Kalenderwesen widmete Cäsar seine reformatorische Thätigkeit. Der römische Kalender war durch die Untunbe der Pontifices, denen die Aufsicht und Regulirung desselben zustand, in heillose Verwirrung gerathen. Darum ließ Cäsar, mit astronomischer Wissenschaft vertraut xnb als oberster Pontifex mit der Leitung der Jahresrcchnung beauftragt, durch den alexandri-nischen Gelehrten Sosig 'nes den julianischcn Kalender einrichten, worin das von Nunta eingeführte Monbjahr zu 355 Tagen durch die Sonnenjahrsrechnung ersetzt warb, so daß nach drei Jahren von je 365 Tagen ein Schaltjahr von 366 Tagen eintrat; da aber jedes Jahr um elf Minuten und einige Secunden zu kurz kam, so wurde im Jahr 1582 durch Papst Gregor Xiii. eine neue Kalenderverbessernng vorgenommen. Der julianische Kalender begann mit dem Jahr 45 v. Chr., nachdem das vorhergehende Jahr um 80 Tage verlängert worden war. — „Fünf und ein halbes Jahr schaltete Cäsar als König von Rom," schließt Mommsen die Darstellung seiner Reformthätigkeit, „zwischen sieben großen Feldzügen, die ihm Ver- wörienss iujtä-abe, Schuld-u. Acker» gesctze. erfeief's tfrur.ti der "Bux tiiiijcu. Äalfr.bets trejen.
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