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1. Bd. 1 - S. 426

1883 - Leipzig : Engelmann
426 Geschichte der alten Welt. §. 243. der weise, beredte und milde Gott, der gerechteste, dessen Ausspruch unumstößlich ist, dem die Menschen Gesetz und Recht danken, zugleich der schöne Herr, der wie Licht und Tag leuchtet, eitt Sohn Wodans und seiner Gemahlin Frigga, wohnte gleich dem Vater in einem leuchtenden Saale, worin Alles von Gold und Silber glänzte. Nach den nordischen Mythen fiel Balder durch die Tücke eines bösen Gottes, des Unheilstifters Loki. 2. Göttinnen. Die Achtung und Ehrfurcht, die nach Tacitns die Germanen den Frauen zollten, prägte sich auch in den Vorstellungen von den Göttinnen aus. Allen weiblichen Gottheiten liegt ein gemeinsamer Begriff zu Grunde: sie sind hauptsächlich gedacht als umziehende, einkehrende Mütter, von denen das Menschengeschlecht die Geschäfte und Künste des Haushalts wie des Ackerbaues erlernt: Spinnen, Weben, Säen und Ernten. Durch diese Annäherung an die Werke und Bedürfnisse des Tages gewinnen die Göttinnen etwas Vertrauliches, daher ihr Andenken im Volke tiefer haftete, als das der Schlachten-und Äriegsgötter. Fast in allen Sprachen wird die E r d e weiblich, und im Gegensatz zu dem sie umfangenden väterlichen Himmel als gebärende, fruchtbringende Mutter aufgefaßt. Allgemeine. Verehrung bei allen deutschen Stämmen fanden zwei dem Begriff und Namen nach verwandte Göttinnen: Jroutva (Freya), die frohe, erfreuende, gnädige Göttin, die Schwester Fro's, von welcher das Wort Frau abstammt; und Frigga (Fria), die Gemahlin Wuotans, das freie, schöne, liebenswürbige Weib. Der sechste Wochentag führt von Freya den Namen Freitag. Frigga theilt nach der norbischen Ansicht den Hochsitz des Allvaters, mit dem sie barum auch die Allwissenheit gemein hat. Wie Hulda, mit welcher sowohl Freya als Frigga vielfach zusammentreffen, ist sie auch Beschützerin der Ehen, die den Kindersegen gewährt. Zu den weiblichen Gottheiten gehört auch Hellia, die unerbittliche Göttin der Unterwelt, zu welcher die in Krankheiten und vor Alter Gestorbenen hinabführen, während die im Kampfe Gefallenen in Walhalla einzogen. Ihre Wohnung lag tief im Dunkel der Erde, da thronte sie in furchtbarer Gestalt, halb schwarz, halb menschenfarbig. 3. Helden. „Zwischen Gott und dem Menschen besteht eine Stufe, auf der sich beide einander vermitteln, das göttliche Wesen, den irdischen Dingen näher gerückt, die menschliche Kraft verklärt erscheint." Gleich den griechischen Heroen mit übermenschlicher Kraft und Stärke begabt, kämpfen die Helben gegen das Böse in der Außenwelt wie die Heiligen der christlichen Sage gegen die sündhaften Triebe der Menschenbrust, und steigen durch ihre unsterblichen Thaten zur Gemeinschaft der Götter empor, von benen sie entsprossen ftnb. Sie wohnen auf Bergen und Felsen, welche den Namen „Stein" führen, so der Eichelstein, Kriemhilben-ftein, Wasgenstein, Gibichenstein u. s. w. Als Urahnherrn des Volkes verehrten die Deutschen nach Tacitus Tnisko, den erdgebornen Gott, dessen Sohn Mannns war, der erste der Helden, der Vater der Menschen, und feierten ihre Thaten und Schicksale in alten Volksliedern. 4. Weise Frauen. Die Deutschen glaubten, daß den Frauen etwas Göttliches und Vorahnendes innewohne, daß Zauber und Weissagung besonders ihre Gaben seien. Die deutsche Mythologie kennt daher auch eine Reihe annmthtger oder furchtbarer Halbgöttinnen, welche die Gottheit den Menschen vermitteln. Sie führen den Namen „Jdisi", kluge, weise Frauen, sind mit höheren geistigen Gaben ausgerüstet als die Helden, und haben die Bestimmung, den Menschen Heil oder Unheil, Sieg oder Tod anzusagen. Unter ihnen nehmen den ersten Rang ein die Nornen, Schicksalsgöttinnen, die gleich den griechischen Mören, den römischen Parzen, jedem Menschen seine Lebenszeit bestimmen. Es sind drei an der Zahl: Ward (das Gewordene, die Vergangenheit), W er d andi (das Werdende, Gegenwart) und Scnlt (das Werdensollende, Zukunft). Die Vorstellung vom Drehen, Spinnen und Abschneiden des Lebensfadens haben sie mit ihren griechischen Schwestern gemein. Eine wichtige Rolle in der deutschen Mythologie spielten die Walküren, die göttlichen Botinnen Allvaters, welche die auf dem Schlachtfelde (Wat) gefallenen Helden in Empfang nehmen (küren) und in Wuotans himmlische Wohnung tragen. 5. Wichte und Elbe. Nicht blos die himmlischen Götter verkehren mit der Menschenwelt; der beutsche Volksglaube kennt noch eine Reihe von Wesen, die nicht von menschlicher Art und Natur ein Reich für sich bilden, und die Kraft besitzen, dem Menschen zu schaden ober zu helfen, — die Wichte und Elben, die Wasser- und Hausgeister. Erfüllt von einer gewissen Scheu vor dem Menschen, dem sie an leiblicher Kraft nachstehen, werden sie nur durch Zufall ober durch den Drang der Umstände bewogen, sich in das Erbenleben zu mischen, balb frennblich und hülfretch, balb ftörenb, feinbfetig und Schaben stiftend. Es sind die bekannten Gestalten, die sieh nach beut Sturz der alten Götter in die Sagen- und Märchenwelt geflüchtet haben: die lichten weißen Elbe ober Elsen, die winzig, aber wohlgebaut in monbhellen Nächten ihre lustigen Tänze feiern; die
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