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1. Bd. 1 - S. 555

1883 - Leipzig : Engelmann
§. 308. Die Araber unter dem Einfluß des Islam. 555 den Fatimiden und ihren Statthaltern fanden neben Krieg und Seeraub auch die Künste des Friedens, Baukunst und Poesie, Schutz und Pflege, so daß sich die Gefilde von Syrakus, die ruinenreichen Hügel von Agrigent und vor Allen die „goldene Muschel Palermo's" durch emsigen Anbau zu neuer Blüthe erhoben. „Schöpsräder gossen Wasserfülle durch die Thäler und durch sie befruchtet ließ der Boden die Baumwollenstaude und das Zuckerrohr, den Safran und die Banane, den Myrrhenstrauch und die Dattelpalme neben der Weinrebe und Orange gedeihen." Das Westgothenreich in Spanien. Durch glückliche Kriege mit den Sueven im nordwestlichen Spanien und mit den griechischen (byzantinischen) Seestädten rm Süden und Osten erweiterten die westgothischen Könige ihre Herrschaft und brachten endlich die pyrenäische Halbinsel zu einem einheitlichen Staatsganzen. Wie die Ostgothen nahmen auch die Westgothen die Cultur und Sprache der Besiegten an und suchten durch gleichmäßige Gesetzgebung (indem sie ihr einheimisches Gewohnheitsrecht niederschrieben und durch Zusätze aus dem römischen ergänzen ließen, §.448) die germanische Bevölkerung nut den alten romanischen Einwohnern zu verschmelzen. So lange aber die Westgothen dem Arianismus huldigten, konnte diese Verschmelzung keine vollständige werden; Religionshaß und Verfolqungssucht führten blutige Gräuel herbei und störten das einträchtige Zusammenleben. Die zunehmende Macht der unter Roms Einfluß stehenden Bischöfe untergrub jedoch den Arianismus, und wenn auch Leovigild, der kräftigste und streitbarste König ett Theodorich Ii., dem eigentlichen Begründer der Westgochenherrfchaft in Spanien, sei- rid) n nen erstgeborenen Sohn wegen seines Abfalls von der Lehre seiner Väter mit dem Tode bestrafte, sein zweiter Sohn Reecared verlieh dennoch der römisch-katholischen sss-ss«. Glaubensform die Herrschaft in Spanien und erleichtere durch Einführung 60i. des Gesetzes, daß die Westgothen und die alten Einwohner rechtsgültige Ehen eingehen durften, die Vereinigung der germanischen und romanischen Bevölkerung. Reccared war der erste germanische König, der sich von einem Bischof krönen ließ. So vorteilhaft indessen die Glaubenseinigung für die Erstarkung des Staats war, so hatte sie doch auch ihre nachtheiligen Folgen. Die Geistlichkeit, an ihrer Spitze der Erzbischof von Toledo, gelangte bald zu einer Macht und zu einem Einfluß, hinter welchem die durch Wahl ernannten Könige weit zurückstanden; Concilien und Synoden, die an die Stelle der Reichsversammlungen traten, entschieden über Gesetzgebung und Verfassung, über Krieg und sieden. Und als König Wamba ein Gesetz erließ, daß die Geistlichen gleich den Edel- 672-6si. leuten zurheeresfolgeverpflichtet sein sollten, stieg der Einfluß und die äußere Macht des Klerus noch höher. Die Verfolgungssucht, die vorher die eine christliche Partei wider die andere getrieben, kehrte sich jetzt mit verdoppelter Heftigkeit gegen die zahlreichen, durch Reichthum und Gelehrsamkeit ausgezeichneten Juden. Diesen Uebelstanden suchte Witiza zu steuern, indem er die Judenverfolgungen verbot, die Macht der Geistlich- 70f_l75ia feit beschränkte und mit allem Eifer an Begründung der Erblichkeit des Königthums arbeitete. Sein Sturz und Tod begründete eine verhängnißvolle Epoche für Spanien. — Die zahlreiche Judenschaft in Spanien erleichterte den Mauren die Besitznahme des Landes, und die von den Arabern versprochene Rechts- und Steuergleichheit Aller machte die vielen, unter dem Druck einer mächtigen Adelsaristokratie seufzenden Leibeigenen ihrer Herrschaft geneigt. Die Araber auf Sieilierr. Ueber die Einnahme von Syracus im neunten Jahrhundert berichtet ein Augenzeuge Folgendes: „Wir haben zehn Monate widerstanden; oft bei Tag, vielmal Nachts gestritten, zu Wasser, zu Land und unter der Erde; gegen den Feind, gegen seine Werke nichts unversucht gelassen. Das auf den Dächern wachsende Gras war unsere Speise; Gebeine von Thieren ließen wir mahlen, um sie für Mehl zu gebrauchen; endlich haben wir Kinder verzehrt; schreckliche Krankheiten waren Folgen des Hungers. Wir, auf die Feste der Thürme rechnend, glaubten Entsatz abwarten zu können; der mächtigste Thurm brach: noch hielten wir drei Wochen lang. In einem Augenblick, da von Hitze erschöpft unsere Kriegsleute Rast nahmen, plötzlicher Generalsturm, Einnahme der Stadt! Unsere Flucht ging in St. Salvators Kirche.
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