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1. Bd. 1 - S. 617

1883 - Leipzig : Engelmann
§. 344. Vorherrschaft des deutsch-römischen Kaiserthums. 617 einer für ungültig erklärten Ehe, und erhob die Fahne der Empörung wider den königlichen Jüngling. Wilde Kriegsgräuel wurden geübt in Hessen und ^ Westfalen. Aber Thankmar wurde nach Erstürmung der Eresburg an dem Altar, wo er Schutz gesucht, erschlagen und Eberhard, mit seinen eigenen Verwandten entzweit, mußte sich demüthigen und Otto's Gnade anflehen. Eine kurze Verbannung war seine Strafe. Nun griff aberotto's jüngerer Bruder Heinrich zu den Waffen. Bei seiner Geburt trug der Vater schon die Königskrone, darum glaubte er „reineren Blutes" zu sein und gerechtere Ansprüche zu haben. Ein mannhafter Jüngling von seltener Schönheit und Gewandtheit und das Ebenbild seines Vaters, fand er großen Anhang. Im Bunde mit dem nach Rache dürstenden Eberhard und mit dem ehrgeizigen Giselbert von Lothringen, seinem Schwager, der sein Herzogthum in ein selbständiges Königreich zu verwandeln trachtete, und unterstützt von dem Frankenkönig Ludwig, rückte Heinrich mit Heeresmacht an den Rhein und brachte den König zweimal in große Noth. Aber unter dem Beistände Gottes (bemerkt Widnkind), dessen Hülfe der fromme Otto in der Stunde der höchsten Noth mit heißem Gebet erflehte, wurden ihre Rathschläge vereitelt. Nach dem unglücklichen Treffen bei Birthen am Rhein wurden Eberhard und Giselbert unterhalb Andernach von einigen Rittern ^ unerwartet überfallen und fanden einen schnellen Tod, jener im Kampf, dieser in den Flutheu des Rheins. Heinrich mußte sich unterwerfen, vergalt aber die Gnade, die der Bruder ihm großmüthig angedeihen ließ, mit schnödem Undank, indem er sich bald nachher mit dem Erzbischof Friedrich von Mainz und einigen unzufriedenen Großen in eine Verschwörung einließ, die zum Zweck hatte, den König an der Osterfeier in Quedlinburg zu ermorden. Das frevelhafte Vorhaben wurde jedoch entdeckt und vereitelt; die Hauptschuldigen büßten mit dem Leben; der Erzbischof und Heinrich wurden in Gewahrsam gebracht. Jetzt erst erwachte die Reue in dem Herzen des verirrten Jünglings; er entfloh der unerträglichen Haft, trat in der Domkirche zu Frankfurt im Bußgewand vor Otto und erlangte die Verzeihung und Versöhnung, um die er reuevoll flehte. Von dem an wurde die Eintracht der Brüder nicht ferner gestört. — Diese Vorgänge überzeugten Otto, daß eine starke Reichsgewalt mit der Fülle der Selbständigkeit, wie sie König Heinrich den Herzögen eingeräumt, nicht bestehen könne, zumal da auch der Adel und die höhere Geistlichkeit mehr und mehr nach einer unabhängigen Stellung gegenüber der Krone trachteten, jener, indem er die grundherrlichen Rechte auf seinem Eigenthum zu erweitern und die Erblichkeit seiner Lehen zu erlangen strebte, diese, indem sie ihre geistlichen und weltlichen Gerechtsame der königlichen Obmacht mehr und mehr zu entziehen und der Kirche größere Selbständigkeit zu erwerben suchte. Um diesen Bestrebungen entgegen zu treten, war Otto zunächst bedacht, die herzogliche Macht in ihrer Widerstandskraft zu brechen; seine persönliche Anwesenheit in allen Ländern wurde als Mittel gebraucht, die Herzogswürde zu verdunkeln und zurückzudrängen; die Aufstellung von Pfalzgrasen, die als Stellvertreter des Königs die Reichsrechte zu wahren hatten, diente zugleich zur Ueberwachung und Beschränkung der Herzöge und Grasen; erledigte Herzogtümer wurden entweder, wie Franken, gar nicht mehr besetzt oder mit verminderten Rechten an zuverlässige und dem Königshause ergebene Männer übertragen. So gab er L o t h r i n g e n dem tapfern 944-
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