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1. Bd. 1 - S. 873

1883 - Leipzig : Engelmann
§. 483. 484. Verfall der Lehnsmonarchie und Entartung der Kirche. 873 sänget sind Hans Rosenblüt (Wappendichter, später Predigermönch), H a n s F o l z (Wundarzt) und Hans Sachs (Schuhmacher) in Nürnberg. gcb$H79 §.483. Volkslied. Wie zur Zeit der Völkerwanderung, als von Deutschland aus der große Kampf gegen das römische Reich unternommen ward, die Dichtung unter D *' dem ganzen Volke verbreitet war und hauptsächlich aus Liedern bestand, die sich von Mund zu Mund fortpflanzten, so auch im Anfang des sechzehnten Jahrhunderts, als der große geistige Kampf gegen die römische Kirchenmacht von Deutschland aus geführt ward. Der Wohlstand in den Städten, wo Handel und Gewerbe blühten, erfüllte den Bürger mit Luft und heiterm Sinn, der Hauptquelle des Gesangs, zu dem die deutsche Natur sich so leicht aufgelegt fühlt. Daher bildete sich neben dem auf Kunstregeln beruhenden Meistergesang das freiere Volkslied aus, das sich bald unter den verschiedenen Ständen und Berufsarien verschieden gestaltete und in bunter Mannigfaltigkeit auf unsere Zeit gekommen ist. Wie der Meistergesang entwickelte sich auch der Volksgesang aus dem Minnelied. Man fang zuerst von der lieben Sommerzeit, vom Mat, vom Vogel und Wald, von Blumen und Anger; bald aber verließ man das allgemeine Thema und griff kecker in das Leben und die Wirklichkeit. Das Volkslied wurde eine Männer Poesie, wie der Minnegesang eine Frauenpoesie war. Doch blieb die Liebe und die Empfindung des Herzens der Hauptinhalt; nur gab man das Nebelhafte, Geschraubte und Feierliche des Minnegesangs auf und wendete sich der Natur und einer wahren Innigkeit und Empfindsamkeit zu. Die deutsche Wanderlust gab dem Liede Nahrung. Der Reiter, der über die Haide weg der Fremde zusagt, der Jäger, der unter Hörnerschall Feld und Wald durchstreift, der Landsknecht, der seinen gefahrvollen Beruf in heiterem Leichtsinn vergißt und die Beschwerden des Kriegslebens bei lustiger Gesellschaft in Wein ertränkt, der Handwerks-burfche, der ein unstetes Wanderleben führt, der Student, der bald weilt, bald wegzieht, der Bettler, der als Bänkelsänger von Thür zu Thür geht — Alle haben ihre Lieder, von eben so mannigfaltigem Inhalte, wie die Schicksale der Singenden selbst. Daher sind die Wandet = und Scheidelieder, in denen sich die Wehmuth und Tiefe der Empfindung so lebendig ausspricht, und wobei Text und Melodie meistens in wunderbarer Harmonie stehen, so zahlreich und ergreifend; und trotz der rohen Form und der hie und da herrschenden Derbheit liegt in diesen natürlichen Dichtungen mehr Poesie, als in dem kunstvollen Minnelied. Darum haben die Volkslieder mit ihrem „kecken Wurf" auch die begabtesten Männer neuerer Zeit, Herder und Goethe, so angezogen, daß jener die erste Sammlung davon veranstaltete, dieser sie bei manchen ferner Lieder zum Vorbild nahm. Bei der Zerrissenheit Deutschlands, bei dem Mangel großer Nationalkämpfe und Nationalhelden konnten die Volkslieder nicht wie bei den Engländern und Spaniern historische Stoffe zur Grundlage haben, — die innerliche Geschichte Deutschlands im Reformationszeitalter machte, daß auch der lyrische Volksgesang hauptsächlich auf das Innere gerichtet war und die wehmüthigen oder freudvollen Stimmungen des Menschen und die poesiereichen Stamm-und Volkssagen mit ihrem ergreifenden Trübsinn und ihrem düstern Liebesgram zum Inhalte nahm. Je verschiedener diese sich aber äußern, desto mannichfaltiger gestalteten sich auch die Volkslieder, die daher eben so abwechselnd sind, wie das Mtnnelied eintönig war, und in denen eben so die ungebundene, frische Natur herrscht, wie in dem Minnigefang eine geschraubte Convenienz. Trink- und Tanzlieder, Soldaten- und Jägerlieder, Wanderlieder der Handwerker, Kinderlieder und Kindersprüche, Gelegenheitsgedichte, — Allcs trägt den eigenthümlichen Charakter seiner Bestimmung, eine überraschende Natürlichkeit und Wahrheit an sich, so daß man z. B. bei vielen Jagdliedern den Ton des Waldhorns zu hören glaubt. Wie bei aller Volkspoesie findet man darin häufig Refrains, Wiederholungen von Versen und Strophen, Alliterationen u. dgl., und überall ist die Musik mit dem Inhalte des Liedes in fühlbarer Uebereinstimmung. §.484. Komis che Volksliteratur. Die tiefbewegte Zeit vor und während der Romtia* Reformation, in der die untern Stände mit den obern im Kampfe lagen, die Handwerker- uterolut. zünfte dem adeligen Ritterthum entgegen traten, die Bettelmönche gegen den vornehmen Prälatenstand ankämpften, die neubearbeiteten Werke des classischen Alterthums die scholastische Gelehrsamkeit verdrängten, brachte die komische Volks Itter arur, die zur Rüterpoesie
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