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1. Bd. 1 - S. 889

1883 - Leipzig : Engelmann
§.491. 1. Frankreich und England. 389 Mcht blos gegen die Geistlichkeit hatte Heinrich ü. schwere Kämpfe zu bestehen, auch seine eigenen vier Söhne, Heinrich, Richard, Gottfried, Johann, deren wilden Leidenschaften der Vater bald allzu nachsichtig die Zügel schießen ließ, und die er dann wieder in strenger Unterwürfigkeit hielt, verursachten ihm viel Herzeleid und vermehrten die Verwirrung im Reich. Mit diesen seinen Söhnen, welche von ihrer güterreichen, wegen Heinrichs Liebe zu der schönen Rosamunde Clifford eifersüchtigen Mutter Eleonore (§. 488) zum Aufstand aufgereizt wurden, hatte er jahrelange Fehden zu bestehen, in die sich auch Frankreich und Schottland als Verbündete der Empörer mischten. Doch warf Heinrich, unterstützt von seinem natürlichen Sohn Wilhelm Langdegen, den Trotz feiner Vasallen und Söhne nieder und zwang Frankreich und Schottland zu harten Friedensbedingungen. Der König Wilhelm von Schottland gerieth in Gefangenschaft und mußte den Vasalleneid schwören. „Heinrich war ein Mann von mittlerem Wüchse, fein Haar war blond und Begann erst Bei zunehmendem Alter ins Graue überzugehen. Sein Haupt war schön gerundet, und Nase und Auge standen in gutem Ebenmaße. Die Augen waren Bei ruhigem Gemüthe sanft und freund« tich; von Zorn und Leidenschaft geweckt, leuchteten und Blitzten sie wie Feuer. Sein Geist war von berselben seltenen Beweglichkeit, wie sein Körper; stets hielt er ihn angespannt: den Sorgen für die Verwaltung feiner weiten Länder gehörte der größte Theil feiner Zeit, und die Stunden der Erholung Brachte er im Kreise feiner Belesenen Geistlichen zu, denen er kluge Fragen stellte. Auch der Literatur stand er nicht fern; er verstand mehrere Sprachen und redete neben feiner Muttersprache, der französischen, auch Latein. Er war in hohem Grabe Berebt und wußte sich gefällig auszubrücken; wem er nur einmal ins Gesicht gesehen, was er nur einmal gehört, vergaß er nicht leicht wieber." c) Philipp August von Frankreich und Johann ohne Land von England. §. 491. Von Heinrichs vier Söhnen überlebten ihn zwei, Richard Löwenherz marb (§. 390) und Johann ohne Land. In dem Charakter des erstem war ritter- ^nsö-1 licher Heldenmuth und ungestüme Tapferkeit mit Leichtsinn und Unbesonnenheit Johann gepaart, daher durch ihn die englische Nation der unter seinem Vater erwor-'noi-1 benen Vortheile wieder verlustig ging. Richard war das echte Kind jener roman- 1216* tisch-wilden Zeit mit allen ihren Schwächen und Fehlern und einigen ihrer Tugenden. Johann aber, ein unbesonnener despotischer Fürst, verlor an den klugen und unternehmenden Philipp August die Normandie und alle französischen Erbländer; an den Papst die Unabhängigkeit seiner Krone und an das englische Volk die unbeschränkte Herrschermacht seiner Vorfahren. 1) Als Johann seinen Neffen Arthur, der nähere Rechte auf das Erbe der Plantagenets hatte, im Gefängniß zu Rouen tödten ließ, oder, nach einer dichterischen Erzählung, ihm selbst in dunkler Mitternacht auf einem Boote in der Seine das Schwert durch den Leib und die Schläfe stieß und den Körper in den Fluß warf, lud Philipp August, als Lehnsherr der Normandie von den Ständen dieses Landes um Gerechtigkeit angegangen, den englischen König vor das aus den zwölf ersten Baronen Frankreichs (sechs geistlichen und sechs weltlichen) gebildete Pairs-gericht, und als er nicht erschien, erklärte ihn jener seiner französischen Lehen für verlustig und unterwarf sich mit Hülfe eines Söldnerheers (Brabauxons) im
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