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1. Kleine vaterländische Geschichte - S. 31

1883 - Langensalza : Beyer
Zweite Abteilung. Vom Beginn der Reformation bis aus die neueste Zeit. A. Die neuere Seif. I. Die Reformation oder Kirchenverbesserung. Der Ablatzkram. § 50. In den früheren Jahrhunderten der Christenheit pflegte die Kirche die Übertretungen der Gebote Gottes mit besonderer Strenge zu bestrafen. Um das gegebene Ärgernis zu sühnen, wurden von ihr öffentliche Bußwerke auferlegt. Solche Büßende dursten zum Beispiel nicht am öffentlichen Gottesdienste teilnehmen. Nur vor der Kirche durften sie im Bußgewande stehen und die Kirchgänger um ihre Fürbitte bei Gott und den Heiligen anflehen. War nun der Büßende sehr eifrig und reuig, so wurden die ihm auferlegten Bußübungen nicht selten von den Bischöfen gemildert. Eine solche Milderung oder einen solchen Nachlaß der Bußübungen nannte man Ablaß. Später wurden die Ablässe häufiger, und oft mußte derjenige, welcher sich des Ablasses teilhaftig machen wollte, außer daß er sich den vorgeschriebenen Bußübungen unterzog, auch freiwillige Beiträge, Beiträge an Geld zu irgend einem guten Zwecke, zum Beispiel zur Erbauung von Kirchen u. s. w., liefern. Immer aber setzte die Kirche voraus, daß derjenige, welcher Ablaß erhielt, auch innerlich sich gebessert habe und seine Sünden aufrichtig bereue. Es gab aber gar viele, welche eine ganz irrige Ansicht vom Ablaß hatten. Der gemeine Mann glaubte, wenn er einen Ablaßzettel für Geld einlöse, so bedeute das eine Vergebung seiner Sündenschuld, selbst ohne daß er an die von der Kirche vorgeschriebene Buße und Besserung zu denken brauche. Die Ablaßprediger versäumten dabei nur allzusehr ihre Pflicht, das Volk über diesen verderblichen Wahn aufzuklären. Die meisten Vorwürfe verdient in dieser Beziehung der Dominikanermönch Johann Tetzel aus Leipzig. Leo X., der damalige Papst, schrieb im Jahre 1517 einen Ablaß aus und bestimmte die dabei einkommenden freiwilligen Gaben zum Bau der prachtvollen Peterskirche in Rom. Albrecht von Brandenburg, Erzbischof von Mainz, sollte diesen Ablaß in Deutschland verkündigen. Albrecht schickte nun Ablaßverkündiger durch ganz Deutschland. In Sachsen sollte den Ablaß der oben genannte Johann Tetzel predigen. Er that das aber in einer Weise, welche bei vielen großen Anstoß erregte. Um nämlich recht viele Gaben an Geld zu erhalten, behauptete er ganz dreist, daß schon der Kauf feiner Ablaßzettel allein die Vergebung der Sünde zur Folge habe. „So wie das Geld im Kasten klingt, die Seele aus dem Fegefeuer in den Himmel springt," pflegte er zu sagen. Da
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