1883 -
Langensalza
: Beyer
- Autor: Wolf, Carl
- Hrsg.: ,
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Kaiserreich Geschichtsschulbuecher
- Schulbuchtyp (WdK): Schülerbuch
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
- Geschlecht (WdK): koedukativ
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Franzosen bei Beaumont (den 30. August), worauf die Vereinigung mit dem kronprinzlichen Heere erfolgte. Durch geschickte Märsche drängte man den Feind in die Festung Sedan hinein und bald war er vollständig umstellt. Am 1. September fand schließlich der Vernichtungskampf statt. Rund herum reifte die Schlacht, und vergeblich suchten die geüngstlgten Franzosen den furchtbaren Gürtel der eisenspeienden Geschütze zu durchbrechen. Immer enger zog sich der Kreil, ringsum gingen ~ örfer und Gehöfte in Flammen auf. Mac Mahon, der französische Oberbefehlshaber, ward gleich zu Anfang der Schlacht verwundet, und General von Wnnpffen, ein A^nn deutscher Abkunst, übernahm den Oberbefehl. Gegen Abend wurde endlich die weiße Flagge aufgehißt, und das Feuer wurde eingestellt. Eine Kapitulation wurde abgeschlossen, infolge derselben sielen 83000 unverwundete Soldaten und unermeßliches Kriegsmaterial m die Hände der Deutschen. Auch Kaiser Napoleon war unter den Gefangenen, er ergab sich dem Könige, indem er ihm schrieb: „Da es mir nicht vergönnt ge-toefen ist, ein bet* Spihe meiner Truppen zu sterben, so übergebe ich meinen Degen Ew. Majestät." Der König behandelte den gefallenen Gegner edel, er wies ihm das Schloß Wilhelmshöhe bei Kassel an. Da der Kai)er Napoleon noch so kurze Zeit vorher aus der Höhe des Glücks gestanden hatte, während jetzt sein Fall um so tiefer war, so konnte König Wilhelm mit Recht in einem Brief an die Königin Auguste sich der Worte bedienen: „Welch1 eine Wendung durch Gottes Fügung." Während aber Mac Mahon vergeblich Metz zu entsetzen suchte, unternahm Bazame einen großen Ausfall aus der Festung, um jenem die Hand zu reichen (Schlacht bei Noisseville 31. August und 1. September), er wurde jedoch nach hartem Kampfe von dem General von Manteuffel in dieselbe zurückgeworfen. — Unermeßlich war der Jubel in Deutschland über all diese Erfolge, man hielt den Krieg fo gut wie beendigt, aber bald zeigte es sich, daß neue harte Kämpfe den tapferen Heeren bevorstanden.
Einschließung von Paris, Belagerung von Straszburg und Metz. § 150. Als die Nachricht von der Gefangennahme Napoleons nach Paris gelangte, bemächtigte sich eine solche Aufregung des Volkes, daß es einer Umsturzpartei leicht wurde, die kaiserliche Regierung zu stürzen und Frankreich zur Republik zu erklären. Die Kaiserin flüchtete nach England, und eine Regierung der nationalen Verteidigung mit Männern rote Jules Favre und Gambetta, trat an die Spitze des Landes. Als es denselben nicht gelang, die Deutschen mit Geld abzusinden, stellten sie sich die Ausgabe, den Krieg bis auf's äußerste fortzusetzen, da sie erklärten „keinen Fuß breit Landes und keinen Stein einer Festung" abtreten zu wollen. Sie riefen neue Mannschaften unter die Waffen, und -Laufende traten als sogenannte Franctireure aus, welche die verhaßten Deutschen aus dem Hinterhalt bekämpften. Unterdessen drangen die deutschen Truppen unaufhaltsam gegen Paris vor, dessen Einschließung am 19. Sept. erfolgte und dessen Belagerung begann. Noch niemals bis dahin hatte die Welt ein gleiches Schauspiel erlebt, daß eine Stadt mit 2 Millionen Einwohnern und ca. 400000 Verteidigern in ungeheuerm Ringe von nur etroa 300000 Kriegern eingeschlossen roar. Nur durch zahlreiche Schanzen und errichtete Befestigungen war es den Deutschen möglich, alle Anstrengungen der Belagerten, den eisernen Ring zu durchbrechen, zurückzuschlagen. — Am 28. September ergab sich Straßburg nach einem verwüstenden Bombarde-