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1. Schicksale unseres Volkes, zusammenfassende Darstellung der Zustände unseres Volkes - S. 116

1910 - Cöthen : Schulze
— 116 — Ergebenheit band, durften aber andererseits Schutz und Förderung von ihnen beanspruchen. Die sich so ergaben, bildeten ent-weder als Vasallen die Gefolgschaft ihres Herrn, oder saßen als Hinter- freigeborene, aber abhängige Bauern auf fremdem Acker, oder bauten unter dem Schutze des Seniors ihr kleines Eigengut, dem vielleicht Land zu Nießbrauch von jenem hinzugefügt war (vgl. ü. Abt. S. 267 Sz. 27). Die Quellennachrichten (vgl. ebenda S. 261 Sz. 10) lassen keinen Zweifel, daß der Brauch, in den Schutz eines Seniors zu treten, die weiteste Verbreitung gesunden üo?itntet hatte. — In merowingischer Zeit sammelte nur der König eine tanm. Gefolgschaft, die Antrustionen. Jetzt gewannen auch Untertanen das Recht, Leute zu reisigem und mancherlei anderem Dienste um sich zu scharen. Die mit besonderen Diensten Beauftragten hießen Ministerialen. Seinen Vasallen verlieh der weltliche oder geistliche Senior zuweilen Benesizien, was freilich noch nicht so allgemein geschah wie späterhin. — Eine andere Klasse von den Senioren fassen, abhängiger Freien umfaßte die, welche gegen bäuerliche Dienste Ackerland von ihrem Herrn erhielten. Sie finden sich besonders häufig auf den ausgedehnten Besitzungen von Kirchen und Klöstern. — Manche Freien gaben ihr Gut an kirchliche Stiftungen und empfingen es zu Nutznießung wieder. Nicht selten benutzte man diesen Weg, um den Lasten des Heerdienstes und andern Leistungen für den Staat zu entgehen. Aber mehr noch als die eigensüchtige Berechnung der Freien war es das habgierige Drängen, was jene und ihr Gut in die Abhängigkeit und den Besitz von Vornehmen und kirchl. Stiftern zog. Immer wieder mußte der König dem Amtsmißbrauchs von Grafen und Schultheißen wehren, welche die ärmeren Freien so oft zur Heerfahrt nötigten, bis diese völlig verarmten und sich gezwungen sahen, ihren Besitz den Drängern zu verkaufen oder zu übertragen. Ebenso ließen die Kleriker kein Mittel unversucht, den Kirchenbesitz zu vergrößern. Bald priesen sie die Seligkeit des Himmels an als den Lohn für Vergabungen an Kirchen, bald drohten sie mit den Strafen der Höllenpein, wo sie auf Widerstreben trafen. Ja Meineid und falsches Zeugnis erkauften die Geistlichen, um ans Ziel zu gelangen. So griff roher und feiner Raub den kleinen Bauernstand an und drückte ihn zum Schaden des Reiches in Abhängigkeit hinab. Das Ergebnis, das in späterer Zeit vorliegt, war eine Klasse von Herrschenden,
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