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1. Bd. 2 - S. 7

1883 - Leipzig : Engelmann
§. 542. Erfindungen und Entdeckungen. 7 Heinrich Vii. für das Unternehmen zu wirken. Aber auch in Spanien fand Co-lnmbus lange kein Gehör; er wurde mehrmals als Schwärmer und Abenteurer abgewiesen. Zuletzt ließ sich jedoch Jsabella von Castilien in der Freude ihres Herzens über die glückliche Eroberung Granada's (§. 516) nach einigem Bedenken durch den Vertrag von Santa F6 bewegen, drei Schiffe auszurüsten und dem kühnen Seefahrer anzuvertrauen. Die Würde eines Groß-Admirals und Unterkönigs über alle zu entdeckenden Länder und Inseln nebst dem zehnten Theil der daraus zu hoffenden Einkünfte und der Adelstand für sich und seine Nachkommen wurde ihm als Preis des Gelingens zugesagt. Am 3. August verließ die kleine Flotte mit neunzig Seeleuten, darunter drei Brüder aus der erfahrenen Schifferfamilie Pinzon, den andalnsischen Hafen Pa los und fuhr an den canarischen Inseln vorbei immer westwärts. Es ist eine bekannte in Sage und Dichtung verbreitete Erzählung, daß die Schiffsmannschaft eine Verschwörung gemacht, um den Admiral zur Rückkehr zu zwingen, ja daß sein Leben bedroht worden; neuere Forscher haben nachgewiesen, daß diese Meuterei und das erzwungene Versprechen des Entdeckers, daß man umkehren wolle wenn sich nicht binnen drei Tagen Land zeige, nur eine der Entstellungen sei, welche großartige Weltbegebenheiten vom zweiten Geschlecht zu erdulden haben. Die natürlichen Befürchtungen und gespannten Erwartungen der aufgeregten Seeleute wurden zu drohenden Auftritten und meuterischen Scenen gesteigert, die dann durch die Tradition sich fortpflanzten. Daß sich die zwischen Furcht und Hoffnung wechselnden Gefühle der Matrosen aus verschiedene Weise äußerten, und daß hie und da auch Anzeichen von Widersetzlichkeit' gegen die Weiterfahrt in der Meereseinöde laut geworden sein mögen, ist sehr natürlich; aber das feste Auftreten des Ao-mirals, der bald durch Verheißungen den Ehrgeiz oder die Habsucht reizte, bald durch Drohungen und durch die Berufung auf die Befehle der spanischen Herrscher die Trotzigen und Widerspenstigen in die Schranken wies, war hinreichend die Murrenden zum Schweigen zu bringen. Da jedem, welcher zuerst Land erblicken würde, eine Leibrente von dreißig Goldstücken zugesagt war, so wurden mehrmals voreilig Landsignale gegeben, die sich dann nicht bewährten; um nun die dadurch sich fortwährend erzeugende Aufregung und Niedergeschlagenheit zu verhüten, ließ Colon verkündigen, daß fortan Jeder, der durch falschen Landruf ungegründete Erwartungen errege, seinen Anspruch aus den Finderpreis verliere. In den ersten Tagen des Oktober mehrten sich die Anzeichen, daß Land in der Nähe sein müsse. Züge von kleinen bunten Vögeln schwärmten um die Schiffe her und flogen dann weiter nach Südwest; Thunfische spielten in dem ruhigen Meer; frische grüne Gewächse vom Lande gelöst trieben ans dem Wasser umher; ein Rohr, ein kleines Brett, ein künstlich geschnitzter Stab wurden aufgefischt. Das Geschwader richtete den Lauf ein wenig gen Süden; die Luft war so lieblich und balsamisch wie Frühlingswehen in Sevilla. Am 11. Oktober glaubte der spähende Feldherr in der klaren Herbstnacht ein sich bewegendes Licht in der Ferne zu bemerken. Er empfahl daher nach dem gewöhnlichen Abendgesang Salve Regina der Mannschaft besondere Wachsamkeit, indem er dem ersten Rufer zu dem Gnadengeschenk der Monarchen noch ein seidenes Wams versprach. Um zwei Uhr in der Frühe, Freitag den 12. Oktober, entdeckte ein Matrose der Pinta, Juan Rodrignez Bermeijo aus Moknos bei Sevilla im Mondenglanz den schimmernden Saum U9l
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