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1. Bd. 2 - S. 212

1883 - Leipzig : Engelmann
212 Das siebenzehnte Jahrhundert. §• 717. Holland wo die Reformation neue Lebensthätigkeit geschaffen, ihr über den Kopf wuchsen; die Augsburger Kaufleute Fugger und Welser machten Antwerpen, wohin sie über, siedelten, zur glücklichen Nebenbuhlerin von Lissabon und ließen Handelsschiffe nach Ostindien und Amerika absegeln, bis Alba's Härte den Flor von Antwerpen vernichtete und Handel und Verkehr ihren Sitz in Amsterdam nahmen. Große Handelsstraßen durchzogen Deutschland von Danzig nach Genua. von Nürnberg nach Lyon; schlesische Leinwand , wollene Tücher und Seidenstoffe wurden in Deutschland fabricirt und dem Auslande mit unermeßlichem Gewinn zugeführt. Allgemeiner Wohlstand war die Folge. Mit der Thätigkeit der Hände hielt die Regsamkeit des Geistes gleichen Schritt. Dies Alles ging durch den dreißigjährigen Krieg zu Grunde. Der Hansebund umfaßte bald nur noch Lübeck, Hamburg und Bremen, neben welchen Städten blos noch Frankfurt und Leipzig lebhaften Handel trieben; die meisten Reichsstädte wurden allmählich von fürstlichen Residenzstädten überholt und verloren ihre Bedeutung-, manche gingen ihrer Selbständigkeit verlustig und wurden Landesfürsten Unterthan. Die bisherigen Handelswege konnten der Unsicherheit wegen nicht mehr befahren werden, daher wurden die Märkte und Waarenlager verlegt; baar Geld war wenig im Lande und bis die Wunden des Kriegs geheilt waren, hatten die Niederlande, England und Frankreich einen zu großen Vorsprung gewonnen. — Die schöne Cultur des Reformationsjahrhunderts ging unter. Die Kunst verschwand ganz, und in der Literatur verdrängte die Nachahmung stemder Unnatur die nationalen Geistesproducte. Frankreichs Sprache, Literatur und Moden herrschten von nun an in Deutschland und im übrigen Europa. Geschmacklose Trachten, gepuderte Haare und Perrücken und die tausend Auswüchse einer unnatürlichen Convenienz galten fortan als Kennzeichen seiner Bildung. Das Spanisch e wurde durch das F r a n z ö s i s ch e verdrängt, aber auch das a l t d e u t s ch e V o l k s. thum erlag dem Einfluß des Fremden. 2. Der Norden Europa's. Christine § 717. Christine von Schweden. Durch Gustav Abolfs Herrscher- talent und Felbherrngröße nahm Schweden einen mächtigen Aufschwung nach Außen und Innen. Währenb der Minberjährigkeit seiner Tochter Christine leiteten bte fünf höchsten Beamten (worunter Axel Oxenstierna und zwei 1632-44. seiner Verwanbten den größten Einfluß besaßen) als Vorsteher des Reichsraths die Angelegenheiten des Staats zwölf Jahre lang. Unter biesem Regiment vermehrte der Abel seine ohnebies schon sehr hohen Vorrechte, so daß von der Zeit an eine mächtige Aristokratie mit dem Königthum in stetem Kampfe lag. Befreiung von Steuern und Zöllen, Jagb- und Fischereirecht und Alleinbesitz der einträglichen Aemter gehörten zu seinen Privilegien. Der Bauernstanb war arm und gebrückt; bte Krone hatte ein geringes Einkommen, das unter Christine noch abnahm, weil diese Fürstin, um ihre Liebe zu Künsten und Wissenschaften, wie ihren Hang zu glänzenben Hoffesten und zu verschwenbertsche^ Freigebigkeit zu beliebigen, viele Krongüter verkaufte. Die Befolbrntgen der Reichsräthe bagegen waren auffallenb groß. — Durch Beförberung der Künste und Wissenschaften verlieh übrigens Christine ihrem Lanbe hohen Glanz. Sie selbst besaß vielseitige Kenntnisse und ging gerne mit Gelehrten und. Darum berief sie aus allen Ländern Männer der Wissenschaft nach Stockholm (Salmasius, Cartesius, Hetnstus, Hugo Grotins u. A.). Ihre Bilbung war männlich wie ihr Charakter und Wesen, aber ihre Natur fühlte sich in dem rauhen protestantischen Norben nicht 1654. heimisch. Nach einer zehnjährigen selbstänbigen Regierung entsagte Christine der
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