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1. Bd. 2 - S. 674

1883 - Leipzig : Engelmann
(Strmantn. Glaotn. Magyarrn. 674 Die Zeit des französischen Bürgerkönigthums. §. 1013. lustig als friedfertig vereint und getrennt fortbesteht. Hier kämpfen drei Völkerstämme, Germanen, Slaven und Magyaren, theils um Herrschaft, theils um Fortdauer ihrer Existenz. Die ersten, in einigen Ländern des ehemaligen Polenreichs der herrschende Stamm, können nur mit Mühe ihr errungenes Uebergewicht gegen die widerspenstigen, conspirirenden Polen bewahren und müffen, der germanischen Natur zuwider, häufiger das Schwert der Selbsterhaltung gegen die Ueberwnndenen ergreifen, als daß sie sich ihrer überlegenen Bildung zur Cultivirung derselben bedienen können. In Ungarn und Siebenbürgen müssen sie ihre deutschen Sitten, Sprache, Einrichtungen gegen die feindlichen Angriffe der herrschenden Magyaren schützen. Der slavische Volksstamm ist der verzweigteste in den östlichen Ländern, aber nur in Rußland besitzt er die Herrschaft. Das alte Polen ist als Opfer innerer Gesetzlosigkeit und äußerer Gewaltthat zu Grunde gegangen, und alle Versuche der rührigen Emigranten, durch Propaganda und Conspiration den zerstückelten Leichnam wieder zu beleben, sind bis jetzt gescheitert und werden so lange scheitern, als der polnische Adel nicht Selbstentsagung lernt und das polnische Volk nicht die Rechte und Bildung freier Staatsbürger erlangt. So lange der Bauer in Posen, trotz des regen Nationalgefühls und der warmen Vaterlandsliebe, die allen Polen innewohnen, lieber unter preußischer Regierung stehen will, als unter der Herrschaft des heimischen Adels, und so lange der galizische Leibeigene bereit ist, seinen ihm nur als Peiniger und Dränger bekannten Gutsherrn mit Sense und Dreschflegel zu erschlagen, wie im I. 1846, ist an Polens Wiederherstellung nicht zu denken. Die übrigen Slaven leben unter verschiedenen Namen in der ganzen österreichischen Monarchie zerstreut, nirgends herrschend, an wenigen Orten frei und für die Güter der Civilisation geringe Empfänglichkeit zeigend. Nicht kräftig genug, um das Joch der fremden Stämme abzuschütteln, und nicht hingebend genug, um sich das Wesen und die Eigenthümlichkeiten derselben anzueignen und das ihrige aufgehen zu lassen, stehen die Slaven überall in feindseligem Haß den fremden Nationalitäten gegenüber. Ein Versuch der böhmischen Czechen, mittelst einer blutigen Revolution sich des deutschen Einflusses zu erwehren und die Herrschaft des Landes in die eigenen Hände zu nehmen, endete mit ihrer Niederlage. Die weitverzweigte Verbindung der Panslavisten sucht unter den verschiedenen Stämmen aller Länder das Gefühl des gemeinsamen Ursprungs und der gemeinsamen Interessen lebendig zu erhalten und Alle für das große Ziel, nationale Einheit, zu begeistern. Der P a nflavismns dient in manchen Ländern der russischen Politik als Träger und Förderer ihrer Interessen, in andern ist er der Gegenstand ihrer Furcht, ihres Mißtrauens und ihrer Verfolgung. Doch befreundete sich das Moskowiterthum mehr und mehr mit demselben und wußte in Galizien und in den Donausürsteuthümern durch das Gefühl der Stammes- und Religionsgemeinschaft die Sympathien der slavischen Bevölkerung für sich zu erwecken. Die Russen und die meisten slavischen Völker bekennen sich zur griechisch - katholischen Kirche und halten ihren Gottesdienst in der Landessprache ; die Polen dagegen gehören zur römisch-katholischen Kirche, welche den Papst als sichtbares Oberhaupt verehrt; durch den Eifer der polnischen Propaganda und die Geschäftigkeit der Jesuiten wurden im Laufe der Zeit durch Zwang und Verführung viele Slaven, vorab unter den Ruthenen oder „Klein - Russen" in Galizien, im nördlichen Ungarn und in Südrußland der römischen Kirche als „unirte Katholiken" zugeführt. — Der rüstige Magyar herrscht in Ungarn, namentlich in den fruchtbaren Niederungen ostwärts der Theiß. Ein streitbares Reitervolk, haben die Magyaren auch in den Zeiten, wo mildere Sitten ihren Einfluß übten, die kriegerische Kraft, den ungebändigten Freiheitssinn und das bei ritterlichen Völkern meistens einheimische Feudalwesen beibehalten. Als Eroberer des fruchtbaren Pannoniens sprachen sie die Herrschaft über die andern Bewohner germanischen und slavischen Ursprungs an und wollten die einst von ihnen bezwungenen Völkerschaften an den südlichen Grenzmarken, die S l a v o n i e r. die Kroaten und das zahlreiche Völkergemisch verschiedener, besonders slavischer Abstammung (Serben, Ruthenen, Walachen u. a.) im Banat und an den Usern der Donau nicht als gleichberechtigte, sondern als unterworfene behandeln. Stolz auf ihre Abstammung und Nationalität, bewachten die Magyaren neidisch ihre Stammeigenthümlichkeiten, ihre Sprache, Sitten und Einrichtungen; ja, um vom Auslande unabhängig zu sein und
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