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1. Bd. 2 - S. 801

1883 - Leipzig : Engelmann
§. 1086. Zug der Revolution durch Europa. 801 Zustandes an. Die allgemeine Bewaffnung, die nunmehr gestattet wurde, erhöhte die Unsicherheit. Jetzt zeigte sich das Metternich'sche System in seinen traurigsten Folgen. Ein in der größten politischen Unwissenheit gehaltenes, für ein freies Staatsleben ganz unreifes Volk forderte und erlangte Freiheiten und Rechte, die es nicht zu gebrauchen verstand. Die Preßfreiheit erzeugte in Kurzem eine revolutionäre Tagesliteratur, die, aus aufreizenden Blättern und Maueranschlägen bestehend, alle Verhältnisse erschütterte und die Neugestaltung des Staats auf dem Wege der Reform und Entwickelung störte; das freie Vereinsrecht wurde zu lärmenden Volksversammlungen und zur Bildung demokratischer Verbindungen benutzt, welche die Thätigkeit des neuen aus volkstümlichen Männern zusammengesetzten Ministerraths lähmten. Die Studenten und eine in der Eile gebildete Bürgerwehr führten das Regiment in der Stadt; beredte Demokratenführer, aus allen Gegenden in Wien versammelt, übten mit Hülfe der zahlreichen, unbeschäftigten und vermöge ihrer Natur und ihrer Unwissenheit lenksamen Arbeiter eine große Macht und hielten den Zustand der Revolution aufrecht. Unter diesen Umständen fiel es den Demagogen nicht schwer, die Unzufriedenheit des Volks mit dem ministeriellen Verfassungsentwurf, der einer nach Ständen geordneten Reichsversammlung zur Berathung vorgelegt werden sollte, zu einem neuen Aufstand und Straßenkampf zu steigern und von der Regierung die Einberufung eines constituirenden Reichstages mit einer einzigen Kammer zu erzwingen, zu welchen von allen der österreichischen Gesammtmonarchie angehörigen Staaten und Volksstämmen die Abgeordneten nach dem a llgemeinen Stimmrechte frei gewählt und zur Entwerfung einer neuen Reichs-Verfassung nach Wien einberufen werden sollten. Der Kaiser, beunruhigt über diese Vorgänge und durch die aufregenden Auftritte in seiner Gesundheit geschwächt, begab sich auf den Rath einer reagirenden Partei mit seiner nächsten Umgebung nach Innsbruck. Dieser unerwartete Schritt erfüllte die Hauptstadt mit Bestürzung und bewirkte einen kurzen Umschlag in der Gesinnung. Als aber die Regierung die veränderte Stimmung zur Auflösung der Studentenlegion benutzen wollte und die Aula mit Militär umstellte, erfolgte die dritte Erhebung, drohender und gewaltiger als die vorhergehenden. Tag und Nacht war die Stadt durch Barrikaden abgesperrt und mit Wachfeuern erleuchtet. Endlich vereinigte man sich dahin, daß das Militär abziehen und ein aus Bürgern, Nationalgarden und Studenten gebildeter Sicherheitsausschuß die Ordnung in der Stadt erhalten sollte, worauf die Aula in aller Stille geschloffen ward-Bald nachher wurde die Nationalversammlung von Erzherzog Johann im Namen des abwesenden Kaisers eröffnet; da jedoch bei der in der Hauptstadt herrschenden Aufregung eine ruhige Berathung und eine gesetzliche Ordnung nicht eintreten konnte, so lange der Hof in Innsbruck weilte, so wurde der Kaiser wiederholt zur Rückkehr ersucht. Aber erst der zweiten ansehnlichen Deputation des Reichstags wurde die Bitte gewährt. Am 12. August zog Ferdinand unter dem Jubel des Volks und unter dem feierlichen Geleite der Nationalgarden wieder in Wien ein. Die Czechen in Prag, nicht zufrieden mit den großen Zugeständnissen und Reformen, die ihnen die neugebildete kaiserliche Regierung in Aussicht stellte, und aufgeregt durch einen allgemeinen Slavencongreß, wollten sich den aufgelösten Zustand des Reichs zu Nutze machen, um durch einen Handstreich die Herrschaft an sich zu reißen, erhielten aber durch eine blutige, mit der Beschießung der Stadt verbundene Niederlage von dem energischen Fürsten Windisch - Grätz, dessen Gemahlin bei dem Aufstand ihren Tod gefunden, die derbe Lehre, daß Oesterreichs militärische Macht und Größe noch unerschüttert sei, eine Lehre, die später durch Radetzky's Siege in der Lombardei und durch den erfolgreichen Kampf des Ban Iellachich von Kroatien gegen die Magyaren eine neue glänzende Bestätigung erhielt. tz. 1086. Die Berliner Märztage. Lange widerstand die prenßische Re-gierung dem mächtigen Impulse der neuen Zeit, aber nur um die Erschütterung desto heftiger zu empfinden. Viele patriotische Männer, die ein großes, einiges Deutschland nur im Verein mit Preußen als möglich erkannten und dem König gerne den seiner Macht gebührenden Vorrang übertragen gesehen hätten, ließen nach der Februar- Web». ffietoi&te n. 51 16. Mst- 19. Mai 1848. 26. Mai. 22. Seit. 2. Juni.
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