1913 -
Cöthen
: Schulze
- Autor: Blume, Edmund
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Kaiserreich Geschichtsschulbuecher
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten, Mittlere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten, Mittlere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
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zugänglich waren als die Männer, fanden bei ernsteren Leuten herben Tadel. Eitelkeit beherrschte die Bauersfrau wie die Frau der vornehmeren Klassen. — Hut oder Schapel bedeckte das Haupt. Man fffiung der flocht seidene Bänder ins Haar, umwand es mit einem Kopftuchesrauen, oder einem Schleier. Verheiratete Frauen trugen das Gebände, welches das Kinn umschlang. — Schmucksachen aus Gold und edelen Steinen Schmus oder Glasfluß, Ohrgehänge, Brustspangen, Fingerreife und Arm- Frauen, ringe fehlten so wenig wie die Handschuhe und das am Gürtel befestigte Täschchen mit wohlriechenden Wurzeln. — Sorgsam wurden die Hände gepflegt (Sz. 162). Putzsüchtige Damen schminkten das Zchönh-its-Gesicht (Sz. 161 und 204). — Spiegel aus Glas, nicht selten in gp^gei Elfenbein gefaßt, gehörten zu dem regelmäßigen Besitze der Frauen (Sz. 97a). — Selbst fürstliche Frauen fanden ihre Genugtuung A^gung darin, zu spinnen, zu nähen und allerlei kunstreiche Stickereien her-öer 8rauen-zustellen. — War die Mahlzeit zugerichtet, so deckte man den Tisch Speise und mit einem Laken und stellte goldene und gläserne Trinkgefäße, irdene Schüsseln und solche aus edelem Metalle aus. Statt des Tellers diente eine Stück Weißbrot. Man benutzte Löffel und Messer, nicht aber Gabeln, und mußte also mit den Fingern zulangen. Vor und nach dem Essen wurde daher Waschwasser gereicht. — Die Haupt- (Essenszeit mahlzeit fand am Abend statt. Vormittags nahm man den Morgenimbiß. — Außer Geflügel, Wildbret und Fleisch vom Herdenvieh wurde namentlich Fisch in den mannigfaltigsten Zubereitungen aus-getragen. Mußten sich Arme mit einer Mehlsuppe und mit sonst dürftigen Lebensmitteln begnügen, so war der Tisch Wohlhabender mit allerlei Leckerbissen besetzt, mit Braten, Brühen und Gebäck.
Besonders in den Klöstern scheint die Kochkunst ausgebildet zu sein.
— Das Mittelalter besaß eine merkwürdige Liebhaberei für stark ge-Gewürze, würzte Speisen. Pfeffer und andere edele Gewürze kamen in Handel und galten gelegentlich als wertvolle Beute. — Zu Fleisch und Ge- Brot, müse genoß man Schwarzbrot aus Roggen oder Hafer und Weißbrot, Semmel und Brezel (Sz. 224). — Met, Bier und Wein Trank, waren die gebräuchlichen Getränke. Wie in der früheren Zeit wurden dem Weine würzige Stoffe beigemischt. Rheinwein und süßen Botzener schätzte man hoch. Aber auch das Erzeugnis der Rebenpflanzungen an der thüringischen Saale und sonst im nördlichen Deutschland wurde nicht verschmäht. — Unter den Vergnügungen nahmen die Ve? Trinkgelage eine hervorragende Stelle ein. Waren sie während der Ej"3"1 ritterlichen Zeit wenigstens in höfischen Kreisen zurückgedrängt, so