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1. Karten und Skizzen aus der Entwicklung der größeren deutschen Staaten - S. uncounted

1916 - Düsseldorf : Bagel
Bayern nach 1815 Nr. 9. Alter Besitz bis 1813. 0 Fulda £ 1866 t i \ Grh, Coblenz ] Hinzugekommen für die Abtretungen an Österreich. ■■O ) " N > /■' l Waldaschach/ '\t f o0rba- ■ 7 ^'iiammelbure^Kissinkon anau ^a°ß{ Bacnaracb Bingen Kreuznach Trarbach Aschaffenburg Wunsiede7)^*Eger / Grh. O Darmstadt Steinfeld o Bayreuth Trier Bamberg ^ssbrunnvvürzbijrgf < ! Helmstadt bft^h Worm Miltenberg ^ f—amorbach© j-n r1 ^ ' 1 ■ ‘ T. 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Das neu zu bildende Heer sammelte sich unter Wrede bei Ried, bekam dann aber freilich eine solche Verwendung, wie Napoleon sie nicht gewollt. Unter dem Eindruck der Septembersiege wagte es Bayern, am 8. Oktober durch Wrede ein Abkommen mit Österreich zu treffen, wonach nunmehr auch Bayern zu den Verbündeten übertrat und für die Zurückgabe von Tirol, Vorarlberg, dem Inn- und Hausruckviertel, sowie von Salzburg eine volle und zusammenhängende Entschädigung erhalten sollte. Für den Krieg war Bayerns Hülfe nicht mehr entscheidend, und das bayrisch-österreichische Heer unter Wrede wurde sogar von dem flüchtenden Napoleon bei Hanau noch besiegt. Aber trotzdem war Bayerns Zutritt für das völlige Zusammenbrechen der Napoleonischen Herrschaft in Süddeutschland durchaus nicht wertlos. — Bei der Entschädigungsfrage hatte Bayern an zusammenhängende Gebiete am untern Main und Mittelrhein gedacht. Südlich vom Main beanspruchte es dem-gemäfs die Altwittelsbacher Plätze Mannheim und Heidelberg, nördlich von demselben Frankfurt und Fulda. Die linksrheinischen Besitzungen sollten auch Mainz in sich fassen. Bisher hatte Bayern sich ja immer beim Tauschen gut gestanden, und so erwartete es auch jetzt wenigstens keine Schädigung. Nun aber kam es durch den Wiener Kongreß von 1700 Om auf 1400, und die „Contiguität“ mufste nach langen und schmerzlichen Versuchen ebenfalls aufgegeben werden. Die neuen Erwerbungen waren Würzburger und Mainzer Gebieten (Aschaffenburg), sowie linksrheinisch neben der früheren Pfalz dem ehemaligen Bistum Speyer entnommen. An eigentlichen Bayern zählte das neugeordnete Land unter den 3600000 E. kaum 1 Million. Weitaus die meisten ursprünglichen Stammesgenossen lebten nunmehr in Österreich, die Mehrzahl der Bewohner Bayerns waren Franken (1500000 E.) und Schwaben. Neben der unbequemen Gestaltung schien auch der starke Zuwachs von Protestanten ein Nachteil zu sein. Jetzt war */* evangelisch, wie umgekehrt in Preußen seit 1815 */* katholisch war. Metternich, der bei dieser Verteilung es weder mit Preußen, noch mit Bayern gut gemeint und im Gegensatz dazu Österreich so einheitlich und abgerundet wie möglich aufgebaut hatte, arbeitete hier doch wider Willen für die Ausgleichung der Gegensätze und die zukünftige Einigung Deutschlands. In diesem Sinne war es ein Glück, dafs Bayern wie Preußen dieselbe Wacht am Rhein zu übernehmen hatten, ferner, dafs Bayern nicht ganz die süddeutschen Staaten von Norddeutschland trennte und endlich, dafs die Bevölkerung des neuen Bayerns so viel Elemente enthielt, die politisch und kirchlich seiner bisherigen Einseitigkeit entgegentraten. Den aus-schliefslich katholischen Charakter der früheren Tage konnte das jetzige Bayern noch weniger als das Napoleonische trotz des Concordats (1818) und trotz eines Ministeriums Abel (1837/47) länger festhalten. Ein Streit über die Kniebeugung des protestantischen Soldaten vor dem Venerabile brachte diese Frage in Fluß, und die Verfassung, die der König selber als einer der ersten gewährte, konnte die Verständigung nur beschleunigen. Dafs die Könige Bayerns auch persönlich eine Ausgleichung wünschten, ergab sich schon daraus, dafs sie drei Generationen hintereinander protestantische Prinzessinnen heirateten. — Das Ineinanderleben der Stämme brachte natürlich mancherlei Kämpfe. Aber so wenig erquicklich, ja erbittert die politischen und kirchlichen Streitigkeiten waren, so herrlich und eigenartig war dagegen die Schaffenslust, welche die Pflege von Kunst und Wissenschaft, namentlich unter Ludwig I., im Lande weckte (1825/48). 1826 wurde die Universität von Landshut bezw. Ingolstadt nach München verlegt und hier an der Hochschule der Sinn für alle Wissenschaften von hervorragenden Männern gepflegt. (Schelling, Schubert, Döllinger, Schmeller.) Die junge Lehrerwelt wurde zumeist für das klassische Altertum begeistert (Thiersch) und diese Erweckung führte zum Kummer Metternichs geradezu zu einem Kultus des Hellenentums. An den Schätzen der Ägineten hatte man sich schon länger erwärmt. Nun brachte die Erhebung der Griechen neue Anregung und schuf überall Philhellenen; Prinz Otto wurde König der Griechen. Das hinderte aber nicht, dafs Ludwig, der den gröfsten rein „teutschen“ Staat beherrschte, auch in erster Linie „Teutscher“ sein wollte. Darum pflegte er die Erinnerung an die Freiheitskriege, unbekümmert um die Gefühle der Franzosen, die Bayern groß gemacht. Von den 30000 in Rußland Gebliebenen wurde versichert, dafs auch sie für das große Vaterland gefallen, und nach Siegen in Frankreich wurden zahlreiche Münchener Strafsen und Plätze benannt. Selbst in Versen gab Ludwig seinem Patriotismus Ausdruck und dem Dichter des Rheinliedes, Becker, spendete er einen „silbernen, vergoldeten, von ihm selber angegeben wordenen Becher“. Den schönsten Ausdruck aber verlieh Ludwig I. seinem lebhaften Empfinden in den Schöpfungen der Kunst. Die Architektur, sein Lieblingsfach, wurde trotz der Kosten mit Vorliebe gepflegt, dann aber auch die Plastik und die Malerei, und die ersten Talente um den begeisterten König versammelt. (Klenze und Gärtner; Rauch, Schwanthaler und Thorwaldsen; Cornelius, Schnorr v. Carolsfeld und Rottmann.) München, bis dahin noch wenig hervorragend, füllte sich mit zahlreichen Bauwerken buntester Stilarten. (Königlicher Palast, Basilika, Ludwigskirche, Ruhmeshalle, Feldherrnhalle, Siegestor, Neue Pinakothek u. s. w.) Nicht minder wurden auch die Provinzialstädte geschmückt. (Walhalla bei Regensburg; Befreiungshalle in Kehlheim, Pompejanum bei Aschaffenburg, Villa bei Edenkoben u. s. w.) Sogar über die Landesgrenze hinaus liefs seine Schaffensfreudigkeit Kunstwerke entstehen, selbst auf die Gefahr, dafs sie politisch eine unangenehme Deutung erfuhren. (Dalberg-Denkmal in Mannheim, Wrede-Denkmal in Heidelberg.) Wirtschaftlich war Ludwig erfolgreich bemüht, Gleichgewicht in die zerrütteten Finanzen zu bringen. Durch seinen Minister Armannsperg („Sparmannsberg“) wufste er sogar noch erhebliche Summen zu „erübrigen“, und diese „Erübrigungen“ nahm er ohne weiteres für seine besonderen Zwecke in Anspruch. Weil er auf Mannheim scliliefslich doch verzichten mufste, legte er 1843 gegenüber sein Ludwigshafen an, das jetzt das damalige Mannheim schon weit überholt hat. Der Ludwigs kan a 1, der 1845 vollendet wurde, sollte Donau und Rhein, ja Scjiw'arzes Meer und Nordsee miteinander verbinden, vermochte aber weder den Hoffnungen des hochstrebenden Königs, noch denen der damaligen Kanalpolitiker zu entsprechen. (Wettbewerb der Eisenbahnen, Wassermangel, Mainkrümmungen u. a.) — Noch weniger bewährten sich seine Zollvereinsprojekte; die Einnahmen des süddeutschen Vereins blieben zu gering und die Unkosten zu hoch. Der Überzeugungskraft der Tatsachen aber verschlofs er sich nicht und trat noch vor Sachsen in eine Zolleinigung mit Preußen, (1/1 1834) — Die älteste Eisenbahn Deutschlands wurde 1835 von Fürth nach Nürnberg gebaut. Es waren zufällige Verhältnisse, die Ludwigs weitergehende Pläne auf diesem Gebiete nicht zur Ausführung gelangen liefsen. — Seine Schaffenslust war jedenfalls unbegrenzt, und trotz der Verdriefslichkeiten, die ihn 1848 vom Throne zu steigen veranlafsten, blieb er doch persönlich ein volkstümlicher Mann. Was Ludwig I. auf dem Gebiete der bildenden Kunst leistete, das tat sein edler Sohn Maximilian H. (1848/64) auf dem der Dichtung und noch mehr auf dem der Wissenschaften. (Historische Kommission.) Eine Reihe von Gelehrten und Dichtern zog er in seinen engsten Verkehr. (Riehl, Sybel, Giesebrecht, Bluntschli, Ranke; Geibel, Lingg, Bodenstedt, Heyse u. a.'' Für die Förderung solcher geistigen Interessen kannte er kaum eine Grenze, sei es in Bauten (Nationalmuseum, Glaspalast), sei es in sonstigen Unterstützungen. Die warme Pflege von Kunst und Wissen- schaft hatte aber für Bayern die Kehrseite, dafs man das Heerwesen vernachlässigte. Man überliefs es Preußen gern, hier ein Übriges zu tun, nahm auch 1849 die Hülfe in der Pfalz unbedenklich in Anspruch, ohne doch bei einer Herstellung der Einheit Preußen einen Vorrang zugestehen zu wollen, und täuschte sich über die eigene kriegerische Stärke mit den großen Zahlen, die auf dem Papier standen. (80 000 M.) Diese Täuschung geschah ebenso 1849 wie später 1866. Max H., der seinem Volke gegenüber den schönen Entschlufs fafste, dafs er mit ihm Frieden haben wollte, hat doch Preußen gegenüber nicht das richtige Verhältnis gefunden. Man kam auf den Plan der Trias; der größte rein deutsche Staat sollte die rein deutschen Länder leiten. Im übrigen schätzte man Österreich stark und Preußen schwach. Und in solchen Voraussetzungen bewegte man sich, als plötzlich 1864 die deutsche Frage in Schleswig-Holstein in Fluß kam. Für die Rechte des Augustenburgers trat Max noch warm ein, als unvermutet ihn der Tod am 10. März 1864 abrief. — Sein Sohn und Nachfolger Ludwig Ii. (1864/86) zählte damals erst 18 Jahre. Er war mit grofser Körperschönheit und leidenschaftlicher Vorliebe für die Kunst ausgestattet. An die Einsamkeit gewöhnt und seinen eigenartigen Empfindungen leicht nachgebend, ward er plötzlich, als er zur Universität gehen sollte, zum Throne berufen. Und das geschah in der verhängnisvollsten Stunde! Seine Neigung gehörte ganz der Musik (Rieh. Wagner), und nun war Stellung zu nehmen zu den wichtigsten politischen und militärischen Fragen. Natürlich war Bismarcks Politik die stärkere, und das um so mehr, als sie von einer tüchtigen und siegreichen Armee unterstützt wurde. Es ist bekannt, dafs die bayrische Armee 1866 keine gröfseren Erfolge hatte. Für sie war seit den Freiheitskriegen nur wenig geschehen, und jetzt kam sie erst zum Kampfe, als der Sieg bereits entschieden und die Sache unter allen Umständen verloren war. Es war aber doch auch ein Glück, dafs nicht durch das Ausland, sondern durch eine deutsche Macht die Schwäche Bayerns offenbar wurde. Der Krieg kostete den Bayern aufser einer Geldentschädigung eine unbedeutende Grenzveränderung bei Orb und Tann, hatte aber eine wirkliche Verständigung (Schutz-und Trutzbündnis) im Gefolge, dann eine Zolleinigung mit Zollparlament, aus dem man schon damals ein Vollparlament werden sah, und führte endlich zum Zusammenschlufs im französischen Kriege 1870/71. Auf dem blutigen Schlachtfelde erwuchs die volle Einheit. Und wie die bayrische Armee an den Siegen bei Wörth und Sedan, bei Paris und Orleans den glänzendsten Anteil hat, so hat ihn auch nicht minder der jugendliche König an der politischen Einigung. — Seitdem kann Bayern seiner Eigenart in der Pflege der Kunst weiter nachgehen (München und Bayreuth, Neuschwanstein und Herrenchiemsee) und gleichzeitig^ doch die Mittel finden für kriegerische und nichtkriegerische Bedürfnisse das Nötige zu tun. Für die Beurteilung des allgemeinen Aufschwunges vergleiche man die folgenden Zahlen: 1866: 4800000 E., 180 000 „ Bayern . . . München . . Augsburg. . Nürnberg . . Würzburg . Ludwigshafen „ In gleicher Weise 1816: 3 600000 E., „ 40 000 „ „ 38 000 „ 35000 „ 18 000 „ 47 000 60000 38000 4 000 1914: 6900000 E. „ 640 000 „ „ 102 000 „ „ 360000 „ 84 000 „ „ 91000 ,, ist auch eine fortschreitende Besserung der Lebensbedingungen der Massen nachweisbar. „Die Zahl der unterstützten Armen ist gesunken, die Löhne sind gestiegen, die Ersparnisse haben zugenommen, die Wohnungen sind besser geworden, und die durchschnittliche Lebensdauer ist gewachsen.“ So hat sich also auch hier gezeigt, dafs Bayern, mag es immerhin noch eigentümliche Rechte festzuhalten wünschen, mit seiner Einfügung in das neue Deutsche Reich wohl zufrieden sein darf.
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