1880 -
Gotha
: Perthes
- Autor: Menke, Theodor, Spruner, Karl von
- Auflagennummer (WdK): 3
- Sammlung: Geschichtsatlanten
- Schulbuchtyp (WdK): Atlas
- Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Alle Lehranstalten
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): koedukativ
Vorbemerkungen Zu Sprüner-Menke Iand-Atias: Mittelаьтее Wb Neuere Zeit.
an den Kaukasus und das schwarze Meer und vernichtete
die Macht der Chazaren völlig (sie erhielten sich nur in
einem Theile des taurischen Chersones und am Westufer des
nach ihnen benannteu caspischen Meeres unabhängig). Die
finnischen Stämme an der östlichen Küste des baltischen
Meeres und ein Theil der lettischen Völker waren dem
neuen Reiche ebenfalls zinsbar geworden.
Auch in den unteren Donauländern war ein neues
Reich gegründet worden: das der Magyaren in Pannonien.
Ihren Streifzügen , mit denen sie in der ersten Hälfte des
X. Jahrhunderts das westliche 'Europa heimsachten, war
durch König Otto I. 955 ein Ende gesetzt. Ihr Heiden-
thum war noch nicht gebrochen. Zu einem einheitlichen
Staate war es bei ihnen noch nicht gekommen. Sieben-
bürgen war noch streitig zwischen ihnen und den Patzi-
uakiten, die sie aus Atelcusu verdrängt batten.
Die Bulgaren an der Donau hatten auf der Hänius-
halbinsel ein ausgedehntes Reich gebildet.
Das oströmische Reich, über dessen damalige
Eintheilung in Themen wir einen etwas confusen Bericht
vom Kaiser Constantinus Porphyrogennetos (911—959) be-
sitzen, hatte seit Karl’s des Grossen Zeit von den Slawen
den Peloponnes, von den spanischen Mauren Creta, vom
abbäsidischen Khalifäte Cypern gewonnen.
Was endlich den Osten betrifft, so erscheinen in den
früheren Sitzen der Patzinakiten oder Petsehenegen die
Uzen, Ghuzz oder Cumanen. Nördlich von ihnen
haben sich die Bulgaren an der Kama, seit 922
muhammedamsch, erhalten; sie waren ein bedeutendes
Handekvolk.
Die weltliche Herrschaft der abbäsidischen Kha-
lifen beschränkte sich auf ein unbedeutendes Gebiet um
Baghdäd. Der Rest ihres grossen Reichs war an ver-
schiedene Dynastien gefallen, von denen einige sich nicht
einmal ihrer geistlichen Suprematie unterordneten.
Der О m a i j a d i s c h e n К h а 1 i f e и ist bereits oben ge-
dacht. Ebensowenig, wie sie, erkannten die Fa timide хц
denen 909 die Aghlabiden im östlichen, 917 die Idrisiden im
westlichen Maghreb unterlegen waren (s. Karte 3), den
Khalifen zu Baghdäd als geistlichen Herrn an.
Aegypten, Syrien und He£as standen unter der Dy-
nastie der Ichschididen, wurden aber 972 von den
Fätimiden erobert.
Vielfach unter sich und mit den benachbarten Griechen
in Kämpfe verwickelt, war das Geschlecht der Ham da-
niden in Gezira und Syrien mächtig geworden, um 890,
Ihr Gebiet war seit der Mitte des X. Jahrhunderts in die
beiden Reiche von H а 1 e b und M о s s u 1 getheilt. Noch vor
Ablauf des Jahrhunderts mufsten aber die Hamdäniden
den Okailiden in Mossul weichen, und 1008 wurden sie
auch aus Haleb vertrieben.
In Iräk hatten die Söhne des Fischers Bfijeh, daher
die Büjiden genannt, sich unter der Oberhoheit der
Khalifen seit 933 eiu grosses Reich gegründet und selbst
die Würde eines Emir al Ulmera (Reichsverwesors) er-
rungen. Gegen Ende des Jahrhunderts theilte sich auch
dieses Geschlecht in zwei Hauptlinien, von denen die eine,
das Emirat verwaltend, in Baghdäd und die andere, öst-
liohe, in den ersten Gebieten des Geschlechts, in Rei und
Ispahan, sass.
Unabhängig von den Büjiden war die kleine Herr-
schaft der Zijädiden am Südufer des Ohazaren-Meeres.
In den arabischen Provinzen am persischen Meerbusen
endlich hatte die furchtbare Secte der Karmatier ein be-
deutendes Reich gegründet, das, in seinen Zweigen als Is-
maeliten oder Haschischim fortdauernd, erst mit dom Ein-
dringen der Mongolen sein völliges Ende fand.
(5) Europa Nr. V. Europa zur Zeit des dritte«.
Kreazssuges 1190.
Mit Zugrundelegung der K. v. Spruner’sohen Karte
neu bearbeitet vom K. Staatsbibliotheks - Secretair Friedr.
Keinz (München).
(6) Europa Nr. Vi. Europa um die Mitte des
Xiv. Jahrhunderts. Von. ß. Hassenstein.
Die Karte ist im Wesentlichen eine Neuzeichnung der
v. Spruner’schen Karte Nr. Vi der zweiten Auflage seines
Handatlas, jedoch, bezüglich des politischen Colorits, mit
Zurückverlegung des dar gestellten Zeitpunktes vom Ende
auf die Mitte des Xiv. Jahrhunderts und unter sorgfäl-
tiger Berücksichtigung der im Atlas bis jetzt publicierten
Specialkarten der einzelnen Länder, deren reiche historische
Nomenclatur hier, nach Massgabe einer allgemeinen Welt-
geschichte, im Auszug gegeben ist.
(7) Europa Nr. Vii. Europa nach seinen kirch-
lichen Verhältnissen im Mittelalter. —
Nebenkarten: l. Italien und Provence. — 2. Pro-
vinzen von Neapel, Amalß, Sorrent,o. Von Th.
Menke.
Die Karte ist hauptsächlich dazu bestimmt, den Um-
fang der römisch-katholischen Kirche und die Zahl
der Bisthumssitze, die sämmtlich, und zwar unter Bei-
fügung von Nebenkarten für die mit Bisthümern am
dichtesten besetzten Länder, auf der Karte angegeben sind,
zur Anschauung zu bringen. Für Mittheilung von Quellen-
angaben über römisch-katholische ßisthümer in Africa vom
Jahre 1096 bis zum Schlüsse des Mittelalters würde ioh
sehr dankbar sein.
Die orientalischen Patriarchate finden eine detail-
liertere Darstellung in der Abtheilung Orient Nr, 5.
"(8) Europa Nr. Viil Europa, während des Zeit-
raums der Reformation und der Übermacht
des Hauses Habsburg 1492 — 1618. Von B.
Hassenstein.
Das Kartenblatt versetzt uns an die Schwelle der neuen
Zeit. Was in dem politisch wie kulturgeschichtlich so emi-
nent hervorragenden Xvi. Jahrhundert an wichtigsten Terri-
torialveränderungen auf europäischem Boden vorging, mag,
die kartographische Illustration erläuternd, in einigen Haupt-
zügen hier angedeutet werden.
Portugal hat nach der Eroberung von Ceuta und
dem jenseitigen Algarbien die glänzende Zeit der Ent-
deckungen und Eroberungen in Africa und der neuen Welt
begonnen und steht mit 1515 unter Emmanuel d. Gr. auf
dem Gipfelpunkt seiner Macht.
Die seit 1479 durch Vermählung Ferdinand’s des Katho-
lischen und Isabellen's vereinigte spanische Monarchie
erobert 1491 Granada, 1504 Neapel, 1509 Gran mit der
Oberherrlichkeit über die Berberei — die freilich innerhalb
der nächsten dreissig Jahre wieder verloren geht —, 1512
Navarra und erlangt noch 1536 und 1540 Mailand. —
Diese Ländermasse, der noch Sardinien und Sicilien als
arragonische Inseln zuzuzählen sind, bilden dann den mach-
tigen Besitz des Hauses Hab »bürg. Diesem fällen
auch die burgundischen Lande: nämlich die Niederlande
mit Luxemburg, die Franohe-Comte mit Charolois und
Noyers zu, und da das Haus 1526 auch Ungarn und 1527
die böhmischen Laude erwirbt, so erlangt es unter Karl V.
eine prädominierende Stellung in Europa und ruft die nicht
unbegründete lebhafte Eifersucht der anderen Staaten,
Verlag Von Justus Perthes In Gotha
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