1880 -
Gotha
: Perthes
- Autor: Menke, Theodor, Spruner, Karl von
- Auflagennummer (WdK): 3
- Sammlung: Geschichtsatlanten
- Schulbuchtyp (WdK): Atlas
- Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Alle Lehranstalten
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): koedukativ
Vorbemereïïmei Zu Strumr-Meme Haib-Atiis: Mittelalter Usb Ieïïere Zeit.
Deutschland. 20 Karten.
Laufende Nummern des Atlas: Nr. 31 bis 50.
(81) Deutschland Nr. I. Deutschlands Gaue. I. Nörd-
liches Lothringen. Friesland. — Nebenkarten:
1. Nordalbinger, Limes Saxonicus. — 2. Sclavania.
Von Th. Menke.
(32) Deutschland Nr. Ii. Deutschlands Däne. Ii. Mitt-
leres Lothringen. — Nebenkarte: Gaue der Diö-
eese von Verdun. Von Th. Menke.
(33) Deutschland Nr. Ii. Deutschlands Gaue.
Iii. Sachsen. Nördliches Thüringen. Von
Th. Menke.
Die Rechtfertigung der deutschen Gaugeographie, wie
sie in den Nummern I—vi dieser Sektion kartographisch
niedergelegt ist, würde einen sehr starken Band erforden
Der Verfasser muss sich daher auf wenige Andeutungen
beschränken.
Seit Bessel’s epochemachendem Werke über die deutschen
Gaue ist nicht bloss sehr viel neues, ihm noch unbekanntes
Quellenmaterial an das Licht gezogen und zu seiner Zeit
Bekanntes besser als früher ediert, sondern auch das von ihm
Begonnene sehr wesentlich erweitert und berichtigt worden.
Die Schriften, in denen dies geschehen ist, beschränken
sich theils auf einzelne deutsche Bundesstaaten, theils auf
einzelne Diöcesen, theils auf einzelne Gaue. Ein Plan des
leider zu früh verstorbenen Landau, durch den Gesammt-
verein der historischen Vereine Deutschlands allmälig
eine umfassende Gaugeographie zustande zu bringen, ge-
rieth nach Herausgabe der beiden von Landau selber be-
arbeiteten Monographieen wegen mangelnder Theilnahme in’s
Stocken. Wäre er in derselben Methode weiter geführt
worden, so würde er an dem Widerspruch, in dem diese
Methode zu den Grundsätzen der jetzigen historischen
Forschung steht, bald gescheitert sein.
Der Verfasser wurde durch diese Vorarbeiten, zumal
da in einer grossen Anzahl derselben nicht klar hervortritt,
was auf Quellenzeugniss, was auf Combination des Ver-
fassers beruht, der Verpflichtung nicht überhoben, das ge-
summte Quellenmaterial zu seinem Zwecke zu durchforschen.
Es ist dies im Wesentlichen vollständig geschehen. Die
Arbeit lag in unvollendeter Form der Berliner Akademie,
die eine auf die deutsche Gaugeographie bezügliche Preis-
aufgabe ausgeschrieben hatte, vor und erhielt von ihr den
Preis.
Ein zweites wichtiges Hülfsmittel für die Bestimmung
der Gaugrenzen sind die Diöcesangrenzen des Mittelalters.
Es mussten sowohl aus diesem Grunde, als um Ein-
sicht darüber zu gewinnen, ob die Archidiaconatsgrenzen
mit den Gaugrenzen coincidieren, wie vielfach angenommen
wird, die sämmtlichen Diöcesen und Archidiaconate Deutsch-
lands kartographisch entworfen werden. Es stellte sich
dabei die Uebereinstimmung der Archidiaconate mit den
Gauen in Austrasien — anders in Neustrien — als äusserst
gering heraus; die Grenzen der Archidiaconate wurden
hier zu einer Zeit, als die Gauverfassung bereits völlig in
Verfall geraten war, fixiert. Eine genauere Untersuchung
dieses Verhältnisses, die allerdings mühsam ist, wäre sehr
wünschenswert]::.
Ein drittes, noch weiter zu verwertendes Hülfsmittel
sind die jetzigen Stammesgrenzen. Die Grenze zwischen
Thüringen und Sachsen bestimmt sich beispielsweise, so
weit positive Angaben fehlen, nicht nach der hierarchischen
Eintheilung der Mainzer Diöcese, wie v. Ledebur annimmt,
sondern nach der Grenze des Hoch- und Plattdeutschen.
Da genaue Angaben darüber nicht veröffentlicht sind, habe
ich ein Paar Nachtquartiere in Leinefekle, einer Ruhestation
der vom Norden nach dem Süden gehenden Eisenbahnzüge,
zu Nachfragen benutzt und nach dem erhaltenen Resultate
i einen Theil der Grenze gezogen. Weitere Mittheilungen
über diese Grenzlinie von seiten Ortskundiger würden mir
sehr erwünscht sein.
Die urkundlich als in bestimmten Gauen liegend be-
j zeichneten Orte sind ihrer überwiegenden Mehrzahl nach
auf den Karten angesetzt. Nur bei einigen wenigen Gauen
reichte der Platz dafür nicht aus, namentlich auch nicht
bei den sclavanischen Gauen, die leider in einem kleineren
Massstabe gegeben werden mussten.
Was die Rechtschreibung der Namen auf sämmtlichen
deutschen Gaukarten angelit, so verdanke ich das, was in
dieser Beziehung Gutes an ihnen ist, der Güte des Herrn
Professor Müllen hoff, der sich bereitwilligst der
grossen Mühe unterzog, mein umfangreiches Manuscript
von diesem Gesichtspunkte aus durchzusehen und mit Be-
merkungen zu begleiten. „Bei einem nach Ort und Zeit
so verschiedenen Material“, bemerkt derselbe, „wie die
deutschen aus dem früheren Mittelalter überlieferten Orts-
namen, ist es unmöglich, eine sprachliche Gleichmässigkeit
durchzuführen oder ohne Willkür und Verwegenheit her-
zustellen. Das Bestreben soll nur darauf gerichtet sein,
sprachliche Unformen und Unmöglichkeiten, auch wenn
sie in den Urkunden durch die Schuld unkundiger oder
nachlässiger Schreiber sich finden, so viel als möglich fern-
zuhalten und zu beseitigen. Ueberliefert sind die Orts*
namen gewöhnlich in dem Ortscasus, dem Dativ, und von
vielen abgeleiteten und zusammengesetzten, wie Wlzun- oder
Wtzanburg, Rotanbah u. dergl,, giebt es in Wahrheit gar
keinen Casus rectus oder Nominativ, oder fungiert dafür
die locale Dativform, wie heutzutage in Freienwalde, Rothen-
hausen, Göttingen, Bremen, Preußen, Sachsen, Hessen u. s. w.
Wir haben daher auch den Dat. Sing, gelassen, auch wo
er sich, wie in Asfo, Oulalio, in denen auf —leibu,
—levo u. a., leicht durch den Nom. Sing, hätte ersetzen
lassen und dieser auch oft überliefert ist. Nur wäre es
thörieht gewesen, den Flussnamen Oulaha neben dem Orts-
namen (zi) Oulaho im Dativ zu geben. Wir haben in
Flussnamen, ausser den Compositis mit schwachem Adjectiv,
überall den Nominativ gesetzt, sonst aber nur. um eine
allzu auffallende Ungleichheit zu vermeiden, die Nominativ-
form in den zahlreichen Namen auf —dorf, thorp und
—heim, —hem durehzuführen gesucht. Bei gouui und
seinen Formen musste auf Gleichmässigkeit schon wegen
der Ungleichheit des urkundlichen Materials verzichtet
werdend
Verlag Von Justus Perthes In Gotha.
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