1880 -
Gotha
: Perthes
- Autor: Menke, Theodor, Spruner, Karl von
- Auflagennummer (WdK): 3
- Sammlung: Geschichtsatlanten
- Schulbuchtyp (WdK): Atlas
- Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Alle Lehranstalten
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): koedukativ
Torbemerktjmeff Zu Sprüeer-Meske Haîïd-Àtlas: Mittelalter Пи Seuere Zeit.
In Lazice ist unter dem Phasis bei Procop, wie
schon bei Strabo, der untere Rion und die Quirila zu ver-
stehen; Kheon (Proc. Goth. 4. 13. 14) ist nur der obere
Rion, Hippis (Proc. Goth. 4, 1), der Zcheniszchal (d. i.
Pferdefluss). Archaeopolis ist Nakolakewi (Dubois de
Montpereux Yol. Iii).
Was die Grenze zwischen den Gepiden und Scla-
venen anbetrifft, so wohnten die Letzteren nach Procop
(aed. 4, 7) im Norden des Ister, Moesia Ii und Scythia
gegenüber, nach Iordanes (Get. 5), wenn wir dem Texte
bei Ciobö folgen: a civitate Novietunense et lacu qui ap-
pellatur Mursianu« usque ad Banastrum. Für a civitate
Novietunense haben die Handschriften auch a civitate novi
et unense (avense etc. cf. Closs p. 27). Zeuss, p. 594, und
Closs glauben, dass zu ändern sei „a. civitate Noviodunense“,
erstrecken somit die Sitze der Gepiden (denn Noviodunum
ist — Isaktschi) fast bis zur Mündung der Donau. Die
richtige Lesart ist aber wohl a Civitate nova et Utense.
Letzteres ist das auch bei Procop (aed. 4, 6) erwähnte
Utos oder Titus, Civitas nova aber = Novae (j. Szistova),
s, Forbiger Iii, 1096. Der an der Westgrenze der Sela-
venen gelegene lacus Mursianns würde dann den zwischen
Nicopolis (j. Nicopoli) und Novae im Norden der Donau
gelegenen Sümpfen entsprechen, und die Yermuthung von
Closs, dass bei Iordanes an der angeführten Stelle die Ge-
piden nach richtiger Lesart „ab eoo fluvius Aluta diese-
cat“', die zu der sachlichen Erklärung desselben gar nicht
passt, eine neue Stütze erhalten. Iordanes scheint sich
übrigens die walachische Ebene gleich im Osten der Aluta
geschlossen und die Aluta einem östlichen Punkte von
Moesia Ii gegenüber mündend vorzustellen. Er bemerkt
nämlich, dass die Gepiden die ganze Ebene inne haben
und Moesia gegenüber wohnen (1. 1. u. 12).
(77) Obrent Nr. Ii. Oströmisches Reich und West-
asien топ der Zeit Justiniaii’s I. bis zum
Untergange des Reichs der Sassaniden (642).—
Nebenkarte: (rhassanide Ortschaften in der römi-
schen Provinz Ärabia Von Th. Menke,
Das vorislamitische Arabien in seinen letzten Zeiten
ist unter Vergleichung von Caussm de Perceval nach einem
gehaltvollen Aufsatze Blau’s (nebst Karte), den der Herr
Verfasser die Freundlichkeit hatte nur im Manuseript zur
Benutzung mitzutheilen und den derselbe, wie zu hoffen
steht, der 0öffentlichkeit nicht entziehen wird, gezeichnet.
Ueber die Geographie der G h a s s ani d en hat W e t z -
stein (Reisebericht über Hauran und die Trachonen. Ber-
lin 1860) sehr werthvolle Mittheilurigen geliefert. Die Be-
sitzungen dieser im Vasallenverhältniss zu Byzanz stehen-
den Dynastie fielen theilwei.se in die römische Provinz
Arabia. Eine Aufklärung der daraus entstandenen eigen-
tümlichen staatsrechtlichen Verhältnisse aus den Quellen-
schriftstellern ist bis jetzt meines Wissens noch nicht be-
schafft worden.
Das Reich der Sassaniden ist Dach den gleich-
zeitigen byzantinischen Schriftstellern, sowie nach Hamza,
Abulfeda historia anteislamica, Mirkhond, Firdusi und
Macüdi eingetragen. Auch für diesen Theil der Karte gab
Herr Generalconsul Blau bereitwilligst einige mit Dank
benutzte Aufklärungen. Die Identität von Vazaine (Uzaine)
und Lapato bei Procop mit Khuzistän und Abwaz .ist von
Mordtmann nachgewiesen (Z. d. D. M. G. Iv, 508).
Was die Grenzen der hunnischen Ephthaliten
betrifft, so lag nach Procop Gorgo (— Gor^an, Blau) an
ihren Grenzen. Bis kurz vor 568, um welche Zeit sie von j
den Türken zurückgedrängt wurden, hatten sie nach Me- I
na oder (Müller, fragm. hist. Iv) Sogdian a inne, und nach J
Abulfeda besassen sie das Land zwischen K.horassän und |
Turcomania. Nach Cosmas Indicopleustes trennte der Fluss
Phison (Indus) das Gebiet der Hunnen von den Indern,
und dass unter diesen Hunner nur sie gemeint sind, er-
hellt ans der Nachricht des Mirkhond, wonach Kesra Auu-
sehirwan im Kampfe gegen die Ephthaliten Tocharestan,
Cabulistan und Saganian (?) unterwarf.
Im Gebiete der Ephthaliten, sowie in dem der
Türken sind die chinesischen Namen nach des Hiuen-
Thsang Reisebericht (629 bis 649 n. Chr.) eingetragen,
in Indien dagegen, für welche derselbe Bericht nebst
Lassen’s indischen Alterthümern Haupt quelle ist, nur die
entsprechenden Sanskritnamen. Wegen der linguistisch in-
teressanten Ijebertragung derselben in das Chinesische ver-
weise ich auf Stanislas Julien's Uebersetzung.
Die Situation ist grossentheils nach K i e p e r t’ s treff-
lichen Karten gezeichnet.
(78) Orient Nr. Iii. Die Länder des isl&m von
der Megra 622 n. Clir. bis zum Sturze der
Umaijaden 750 n. Ohr. — Nebenkarten: 1. West-
liche Fortsetzung der Hauptkarte.—■ 2. Damascus. ■—
3 Jathrih, Medina — 4. Mekka. Von Th. Menke.
(79) Orient Nr. Iv. Oströmisehes Reich von der
Einwanderung der Ungarn in Pannonien um
895 bis zur Unterwerfung des Bulgarenreiehs
durch Kaiser Basilius im Jahre 1019. — Neben-
karten : 7. Oströmisches Reich von der Einwande-
rung der Bulgaren um 671) bis 896. — 2. Palästina. —
3. Themata an der Propontis. Von Th, Menke.
(Zu Nr. Iv.) Noch bevor die Eroberungszüge des
Islam sich gegen den Süden und Südosten des oströmischen
Reichs richteten, hatte die slawisch-finnische Völkerwande-
rung angefangen, das Innere der Haenms-Halbinsel ethno-
graphisch umzugestalten.
Im sechsten Jahrhundert occupierten Slawen und
Awaren die weiten Landstriche von den Karpaten bis
zur Südspitze des Peloponnes und, wie in Italien die Lango-
barden, liessen sie dem oströmischen Reiche im Wesent-
lichen nur vereinzelte Küstenbesitzungeu. Seit dem Jahre
589 waren sie im Besitze des Peloponnes, und unter der
Regierung des Heraolius (610—644) erfolgte die Ansiedelung
der Chrobaten und Serbier in der Nähe des adriatischen
Meeres und der Sau.
Das Land von der baierisch-karentanischen Grenze bis
zum Vorgebirge Malea liiess Sclavinia, sowohl bei den
Oströmern wie bei den Deutschen. Monembasia wird aus-
drücklich eine Stadt in Sclavinia genannt.
Im Jahre 679 oder 680 drangen die Bulgaren über
die Donau und besetzten Varna und das alte Möaien.
Der Sturz des Awaren reichs durch Karl den
Grossen um 803 wirkte auch auf die Haemus-Halbinsel.
Es gelang dem oströmischen Reiche, den Peloponnes und
einen Theil von Hellas wiederzugewinnen. Die Bulgaren
aber bemächtigten sich des grösseren Theiles des auf der
Haemus-Halbinsel liegenden Sclaviniens. Die Nachrichten
über die Anfänge ihres Reichs sind ausserordentlich dürf-
tig. Die Ansprüche der römischen Curie auf die Suprematie
über die Bulgaren nach ihrer Bekehrung im Jahre 869,
gestützt auf die ältere Ausdehnung des römischen Patriar-
chats in Illyricum, sind meines Wissens die älteste Spur,
dass die Bulgaren damals bereits ihre Sitze dahin ausge-
dehnt hatten. Kurze Zeit später erscheinen Belgrad und
Achris in der Lebensbeschreibung des Ii. Clemens (f 916)
j als bulgarische Ortschaften.
Durch die Einwanderung der Magyaren in das heu-
j tige Ungarn verloren die Bulgaren, was sie in Pannonien
| und Dacien vom römischen Reiche an sich gerissen hatten.
Verlag Von Justus Perthes In Gotha,
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