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1. Bilder aus der griechischen und römischen Sage und Geschichte, Römer und Germanen - S. 102

1914 - Düsseldorf : Schwann
— 102 — Himmel und Erde beherrscht der „Allvater" Wodan, d. h. der Schreitende. Er ist einäugig, denn der Himmel hat auch nur ein Auge, die Sonne; ein blauer Sturmmantel flattert um seine Schultern, und ein grauer Wolkenhut deckt sein silbernes Haar. Er verleiht den Sieg, segnet den Acker und erhört der Menschen Gebet. Zwei Raben sitzen auf Wodans Schultern. Sie fliegen täglich hinaus in die Welt und holen dem Allvater Kunde von allem, was unter den Menschen sich ereignet; in der Kyffhäusersage leben sie fort. Als Sturmgott erscheint der Himmelsherrscher noch in der Sage vom „wilden Jäger", der an der Spitze einer Geisterschar, des „wütenden Heeres", in Winternächten durch die Lüfte zieht?) Namen wie Godesberg und Gudensberg (Wodansberg), Odenwald (Wodanswald), auch die niederdeutsche Bezeichnung Gunstag (Wodanstag) und das englische Wort Wednesday für Mittwoch erinnern noch an ihn. Des Allvaters Gattin ist F r i g g a , die Beschützerin der Ehe, der Familie und des weiblichen Fleißes, besonders am Spinnrocken. Nach ihr hat der westfälische Ort Freckenhorst, d. h. Friggas Horst oder Wald, den Namen. Wodans und Friggas gewaltigster Sohn ist D o n a r , der rotbärtige, feuersprühende Gott des Donners und des Blitzes. Er thront auf freier Bergeshöhe, z. B. dem Donnersberge in der Pfalz. Im Gewitter stürmt er auf seinem mit Böcken bespannten Wolkenwagen durch die Lüfte und schwingt zornig seinen steinernen Hammer, den „Donnerkeil", gegen die feindlichen Riesen. Aber er ist auch gütig und sendet den Fluren des Landmannes den befruchtenden Regen. Heilig ist ihm vor allem die Eiche. Nach ihm trägt der Donnerstag feinen Namen?) Kriegs- und Schlachtengott, wie der römische Mars, ist der einarmige, wilde T i u oder Tin, dessen Name noch in Dienstag fortlebt. Ihm ist das Schwert geweiht. Seine Verehrung findet sich namentlich bei den späteren Sachsen, bei denen er den Namen Saxnot führt; daher rührt noch das Schwert im sächsischen Wappen. Als Licht- und Frühlingsgott strahlt, wie der griechische Apollo, der weiße Balder oder F r e y r , Wodans Lieblingssohn, der auf einem goldborstigen Eber über die Saaten reitet. Er ist der beste der Götter, unschuldig, gerecht und gütig. Ihm hat der Allvater als Erbe das schöne Land Westfalen zugedacht; ein weißes Fohlen, wie es dem Gotte heilig war, führt die Provinz noch im Wappen. Balders Feind ist der böse Loki, der Gott des Winters und der Nacht, und 1) Gedichte: Sechste in, „Das wilde Heer." Goethe, „Der getreue Eckart." 2) Gedicht: Dahn, „Thors Hammerwurf."
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