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1. Lehrbuch für den erzählenden Geschichts-Unterricht an Mittelschulen - S. 37

1891 - Freiburg i. B. : Wagner
Eben damals hatle die Stadt Solons beim Heere von Byzanz zwei Feldherren, an denen kein Flecken haftete: Aristides, welchen Freund und Feind den Gerechten nannte, und Miltiades' 'cohii Kimon, dessen Herzensgute das ganze Volk erfuhr; denn er kleidete die Armen und lud die Hungrigen an seinen Tisch; der reiche Obstsegeu seiner Gärteu war jedermann zugänglich. Beide Männer begründeten ein Bündnis Athens mit den Inseln des Archipels, Aristides vereinbarte mit denselben die Höhe ihres Beitrages zur Bnndeskasse, deren Sitz die heilige Apollon-Insel Delos sein sollte. Athen stand an der Spitze Griechenlands. Zetzt erst entfalteten seine Bürger in Handel und Gewerbe, in Kunst und Wissenschaft ihre reichen Kräfte. Im Mittelpunkte dieses Aufschwunges stand der große Staatsmann Perikles. Wie Solon stammte er aus einein der angesehensten Geschlechter; sein Vater Tanthippos hatte die Athener bei Mykale befehligt. Im frühen Umgang mit Künstlern und Gelehrten eignete er sich eine würdevolle Haltung an und die Kraft, in allen Lagen seine Seelenruhe zu wahren. Zuerst zeichnete er sich im Felde aus durch Mut und Besonnenheit. In der Volksversammlung stieß^er anfänglich auf Mißtrauen, weil sich ältere Leute durch die Schönheit seiner Gestalt, seine Stimme und Vortragsweise an den Tyrannen Pisistratus erinnert fühlten. Daher redete er nur selten, aber immer ruhig und klar und ohne das lebendige Geberdenspiel, durch welches andere Redner die Aufmerksamkeit des Volkes zu fesseln suchten; niemals bestieg er die Rednerbühne, ohne im stillen die Götter anzurufen, daß kein unpassendes Wort ihm entschlüpfen möge. Und nie hatte ein Redner das Volk beherrscht wie er, der „Olympier", der Blitz und Donnerkeil im Munde zu führen schien. Schmeichelei und andere Künste verschmähend, wußte er durch Belehrung auf seine Zuhörer zu wirken, aber auch kraftvoll sie zu meistern, wenn sie in Verblendung seinen hohen Gedanken widerstrebten. Den Eindruck seiner Persönlichkeit erhöhte die allgemeine Überzeugung von seiner Vaterlandsliebe und seiner Uneigennützigkeit. Rie hat er sich bereichern mögen. Zwar vermied er unnötige Ausgaben und ließ sein Vermögen durch einen Irenen Sklaven sorgsam verwalten; aber im rechten Angenblicke gab er mit vollen Händen und hinterließ nicht mehr Vermögen, als er von seinem Vater geerbt hatte. Ein Tyrann wollte er nicht sein; Athen blieb frei, so lang er es beriet. Es war, wie der große Geschichtschreiber Thukv-bides sagt, dem Namen nach eine Demokratie, in Wahrheit die Monarchie des besten Mannes.
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