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1. Lehrbuch für den erzählenden Geschichts-Unterricht an Mittelschulen - S. 42

1891 - Freiburg i. B. : Wagner
— 42 — lichen Beschluß, alle waffenfähigen Gefangenen hinrichten zu lassen. Nur mit Mühe gelang es einigen besonnenen Männern, am solgenden Tag diesen Blutbefehl umzustoßen, und mit genauer Not wurde die Galeere, welche nach der ersten Versammlung abgegangen war, von einer andern mit der Botschaft der Gnade überholt. Je mehr die Athener solchen Rednern Gehör schenkten, welche der Raub- und Rachgier der Menge huldigten, um so grausamer wurde der Krieg. Verwüstung und Massenmord waren alltäglich; die Frauen und Kinder eroberter Ortschaften füllten die Sklavenmärkte Griechenlands und Asiens. Unter den gewissenlosen Verführern des Volkes war Alkibiades der begabteste und verderblichste. Aias sollte sein Ahnherr sein; Perikles war sein Vormund gewesen. Ganz Athen wetteiferte, den schönen und reichen Knaben zu verziehen; das gedankenlose Volk hat sich die Zuchtrute selber gebunden. Er weigerte sich das Flötenspiel zu' lernen: es verzerre das Gesicht und hindere Rede und Gesang, tauge also höchstens für Thebaner, welche doch nicht zu reden wüßten; und alsbald kam in Athen die Flöte aus der Mode. Alles beugte sich seinem Eigensinn; der Frachtfuhrmann hemmte die Pferde, damit der ans der Straße würfelnde Knabe erst seinen Wurf thun und nachzählen konnte. Nur der weise Sokrates hielt nach Penkles' Tode den übermütigen Jüngling im Zügel. Allein schon war der Ehrgeiz mächtiger als die Liebe zur Weisheit und Tugend; im Beifall des Volkes fand Alcibiades mehr und mehr das Ziel seines Lebens. Zunächst bemühte er sich, durch tolle Streiche die Aufmerksamkeit aus sich zu lenken, dann durch die kostbarsten Pferde, die er für den Wettlauf in den Olympischen Spielen einfahren ließ; einmal liefen sieben Wagen, die sein Eigentum waren, um den Preis des Olivenkranzes. Da feierte ihn ganz Griechenland; Ephesos, Ehios, Lesbos sandten Geschenke. Nunmehr strebte er nach Ruhm und Macht, wie sie Perikles besessen. Wie ein Herr trat er aus; in schleppendem Pupurgewand erschien er aus dem Markte, sein goldener Schild zeigte den Liebesgott mit dem Blitz, andeutend, daß er der allgemeine Liebling sei. Der Lustspieldichter Aristophanes rief den Athenern zu: „Einen Löwen hättet ihr nicht großziehen sollen in der Stadt; nachdem ihr es gethan, fügt euch seinen Launen!" Da kamen Gesandte der sizilischen Stadt Segesta, hülse-snchend gegen die Eroberungslust der aus ihrer Insel ansässigen Dorier. Alcibiades' Ehrsucht ersah die Gelegenheit, die glanzvollste Kolonie Korinths, Syrakus, zu unterwerfen und von Sizilien aus ein großes Mittelmeerreich zu gründen. Seine Beredsamkeit vermochte die Athener zur Hülfeleistung. Als
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