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1. Lehrbuch für den erzählenden Geschichts-Unterricht an Mittelschulen - S. 144

1891 - Freiburg i. B. : Wagner
— 144 — 5. Karl der Große als F r i e d e n s f ü r st. Auch im Innern seines Reiches brachte der König seinen Willen kraftvoll zur Geltung. Aus dem freien Bauer ruhte vorwiegend die Last des Kriegsdienstes. Er hatte sich für den Feldzug, der ihit bei: oommer hindurch seinem Beruf entzog, selbst auszurüsten und zu verpflegen. Zum Danke wahrte ihm der König das Recht, nur von seinesgleichen gerichtet zu werde» und in den Heeresversammlungen, die jetzt im Mai stattfanden, über Krieg und Frieden zu entscheiden. Dennoch trieb die Not zahlreiche Bauern, ihre Liegenschaften an einen Großen oder eine Kirche abzutreten und gegen jährlichen Zins als Lehen zurückzunehmen. Dann mußte der Lehensherr mit seinen Reisigen für ihn der Kriegspflicht genügen. Den Heerbann jedes Gaues sammelte und fühlte ein Graf, welcher zugleich in des Königs Namen das Gaugericht leitete. Dafür erhielt er gegen den in des Königs Hand geleisteten Treueid ein königliches Gut zu Sehen. Die Amtsführung der Grafen wurde durch Königsboten oder Sendgrafen überwacht, welche Karl der Zahl feiner Bischöfe und Grafen entnahm. Der König war der größte Grundbesitzer seines Reiches. Um den Herrenhos seiner Güter lagen ganze Dörfer, deren Höfe an freie oder hörige Meier oder an Knechte vergabt waren. Da bares Geld fast gar nicht im Umlauf war, zinsten die Meier-Schlachtvieh, Korn und Wein, die Knechte fronten als Handwerker oder Handlanger. Die Landwirtschaft auf den Pfalzgütern leitete der König selbst mit genauer Sachkenntnis. Unter seinen Augen entwickelten sich die Königshöfe mit ihren Hühnern und Schwänen, ihren Bienenstöcken und schellenbehangenen Rindern, ihrem Obst- und Gemüsebau zu Musteranstalten für den Lanbbau, welcher immer tiefer einbrang in den gerodeten Wald. Karl hatte keine Hauptstadt. Abwechselnd hielt er Hof in den Herrenhäusern seiner Hofgüter, beit Pfalzen (palatium): Attiguy an der Aisne, Herstal an der Maas, am Rheine Nimwegen und Ingelheim, Speier und Wormsj Eine außergewöhnlich hohe Gestalt vou kraftvollem, ebenmäßigem Glieberbau, mit starker Nase und hellen, freundlichen Augen, prächtigem Silberhaar um das schöngeformte Haupt, in einfacher Kleibuug, welche die eigenen Töchter gesponnen und genäht, ein Feind aller Unmäßigkeit und Ziererei, die er wohl auf der Jagd im Arbeuner-walde rügte in Scherz oder Ernst: so lebte der Monarch in stetem Wechsel unermüdlicher Arbeit und behaglicher Ruhe.
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