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1. Lehrbuch für den erzählenden Geschichts-Unterricht an Mittelschulen - S. 199

1891 - Freiburg i. B. : Wagner
— 199 — holde Mann liebevoll und milde wie ein Kind; er las mit ihnen die Bibel und lehrte sie den lieben Gott in der Natur erkennen. „Gott versteht alle Handwerke," sagte er einmal: „in seiner Schneiderei macht er dem Hirsch einen Rock, der hundert Jahre hält; als ein Schuster gibt er ihm Schuhe an die Beine, und bei der lieben Sonne ist er ein Koch." Die schöne Tugend christlicher Pfarrhäuser, die Mildthätigkeit, übte er in einem Maße, welches seiner haushälterischen „Herrin" manche Lorge schuf; er hat das Patensilber seiner Kinder verpfändet, um Armen helfen zu können. Sein frommes Gottvertrauen hielt ihn aufrecht in allem Kummer, der seinen Lebensabend trübte, namentlich über die wachsende Uneinigkeit in seinem Vaterlande, an welchem er mit ganzer Seele hing. Er hat den Ausbruch des inneren Krieges nicht mehr erlebt. Ein sanfter Tod rief auf einer Reise den müden Greis ab in feiner Heimatstadt Eisleben. Die Leiche wurde nach Wittenberg übergeführt. Auf dem Wege läuteten die Glocken in Stadt und Land; scharenweise eilte das schluchzende Volk herbei zum Abschiedsgrnß. In der Schloßkirche zu Wittenberg, an deren Thür er einst seine welterschütternden Thesen geschlagen, liegt der Leib des Reformators. 3. Der Bauernkrieg. Der mächtige Strom der Reformation faßte auch die Bauern. Längst waren sie, bis auf wenig Ausnahmen, in eine Art Leibeigenschaft gesunken; dem Herrn oder dem Kloster, dessen Eigentum ihre Güter waren, fiel die dritte Garbe der Ernte und beim Tode des Bauers das „Besthaupt" oder der „Sterbfall", das beste Stück des Nachlasses zu. Schwer lastete die Fronarbeit in Hand- und Spanndienst, schwerer noch der Wildschaden: beim Jagen mußte der Bauer als Treiber helfen, aber er durfte fein Feld nicht selber schützen gegen das gefräßige Wild; der „Wilderer" wurde wohl auf einen Hirsch geschmiedet. Am meisten traf der Haß des „gemeinen Mannes" die Geistlichkeit, welcher er den Großen und den Kleinen Zehnten schuldete, jene» von Halmfrüchten, Wein und Heu, diesen von Vieh und Gartenfrüchten, Obst und Hanf. Scho» früher hatte sich die oberdeutsche Bauernschaft gegen ihre Peiniger erhoben, oh»e Erfolg. Jetzt, wo der Haudel mit der »euen Welt de» Kaufmann bereicherte und der Landfriede dem Ritter feinen Räubererwerb verschloß, sogen Adel und Herren den Landmann ans, um an Glanz und Wohlleben hinter dem Bürger nicht zurückzustehen. „Der Bauer ist au Ochsen
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