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1. Lehrbuch für den erzählenden Geschichts-Unterricht an Mittelschulen - S. 266

1891 - Freiburg i. B. : Wagner
— 266 - 2. D ie französische Revolution. Die ungeheure Schuldenlast, welche Ludwig Xiv. hinterlassen , war durch die Verschwendung seiner Nachfolger und durch die Teilnahme an fremden Kriegen ins Unermeßliche angeschwollen; ihre Zinsen verschlangen den größten Teil der Staatseinkünfte. Die Stenern, durch welche sie gedeckt werden sollten, lasteten fast allein auf der Bürgerschaft und dem Bauer, welcher zugleich noch seinem Gutsherrn den Lehenszins und der Geistlichkeit den Zehnten zu entrichten hatte; die Steuerpächter, durch welche sie eingetrieben wurde», verübten wie einst im Römerreiche die ärgsten Bedrückungen. Anständige Nahrung genossen die Bauern nur heimlich, um nicht von den Zöllnern um alles gebracht zu werden. Die beiden ersten Stände, Adel und Geistlichkeit, welche zwei Drittel des Grund und Bodens besaßen, waren fast gänzlich steuerfrei, glaubten aber, dem Volke dürfe man Steuern aller Art auflegen nach Belieben. Dabei hatte Ludwig Xv. noch mehr als der Regent durch würdelose Haltung die Achtung seines Volkes verscherzt. Die Lieblingsbeschäftigung dieses Zeitgenossen des großen Friedrich war das Sticken, während seine Freundin, die Marquise von Pompadour, die Regierungsgeschäfte erledigte. Da fanden denn die Freiheitslehren von Schriftstellern wie Voltaire und Rousseau eineu fruchtbaren Boden, und die beginnende Auflehnung der amerikanischen Hinterwäldler lockte zur Nachahmung, eben als Ludwig Xv. starb. Der neue König Ludwig Xvi., sein zwanzigjähriger Enkel, warf sich mit seiner holden Gattin Marie Antonie, Maria Theresias Tochter, auf die Knie und betete um Kraft zu dem schweren Amte, das er viel zu jung auf sich nehmen müsse. Diese Krasl hat er nie gewonnen, so gnt auch seine Absichten waren. Bald nach seinem Regierungsantritte bat ihn einer seiner Intendanten (Statthalter) um Entlassung; er wolle das Volk nicht erdrücken durch weitere Steuern. Diesen Mann machte Ludwig zu seinem Finanzminister, und Turgot hielt ihn mit flammenden Worten zur Sparsamkeit an und zur Bezahlung der Staatsschulden; er dürfe auch die, welche er liebe, nicht bereichern auf des Volkes Kosten. Mit rücksichtslosem Feuereifer ging der Minister an die Beseitigung der Mißstände. „Der Haß der Schurken ist meine Ehre," sprach er, und Ludwig Xvi. meinte: „Die einzigen Menschen, welche das Volk wahrhaft lieben, sind Turgot und ich." Aber Geistlichkeit und Adel waren entrüstet über Turgots Ansicht: da ihnen der Staat den größten
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