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1. Lehrbuch für den erzählenden Geschichts-Unterricht an Mittelschulen - S. 292

1891 - Freiburg i. B. : Wagner
- 292 — für unsere Existenz, unsere Unabhängigkeit, unseren Wohlstand; keinen andern Ausweg giebt es, als einen ehrenvollen Frieden oder einen ruhmvollen Untergang. Auch diesem würdet Ihr getrost entgegen gehen um der Ehre willen, weil ehrlos der Preuße und der Deutsche nicht zu leben vermag." In die neu errichtete L andw ehr trat als erster Gemeiner ein Ostpreuße ein, der ehemalige Minister Alexander v. Dohna. Stand, Vermögen, Beruf machten keinen Unterschied. Wer die Waffen tragen konnte, verließ die gewohnte Beschäftigung, verließ Eltern und Braut, Weib und Kind, nm unter dem gemein-. samen Abzeichen, dem Blechkreuz mit der Inschrift: „Mit Gott für König und Vaterland" sein Leben zu wagen für das Ganze. Die Schulen leerten sich; in Berlin allein meldeten sich 370 Gymnasiasten bei den Jägern, und ihre Lehrer blieben nicht zurück; Universitäts-Professoren zogen mit ihren Hörern zum Werbeplatz. Die Beamten mußte der König durch gemessenen Befehl zurückhalten auf ihrem Posten. Die Werkstätten verödeten ebenso wie die Bauernhöfe, auf denen mau nur noch Frauen, Kinder und Greise fand; das letzte Pferd ritt der Landmann gegen den Feind, der ihm die anderen genommen. Hunderte von Brautpaaren empfingen den Segen des Priesters, und wenn der Neuvermählte vom Traualtare weg zu den Fahnen eilte, blickte ihm sein junges Weib nach mit verklärten Augen. In tiefer, aber geräuschloser Begeisterung lernte das Volk verstehen, was ihm sein Schiller in der „Jungfrau" gepredigt und im „Tell": „Nichtswürdig ist die Nation, die nicht Ihr Alles freudig setzt an ihre Ehre." Ja der große Sänger schien in Fleisch und Blut wieder aufzuleben : „Frischauf, mein Volk! Die Flammenzeichen rauchen; Hell aus dem Norden bricht der Freiheit Sicht." Jci /- / ' saug Theodor Körner, und er schrieb seinem Vater, dem Herzensfreunde Schillers, er wolle Soldat werden in der mächtigen Überzeugung, „daß kein Opfer zu groß sei für daö höchste menschliche Gut, für seines Volkes Freiheit. Zum Opfertode für die Freiheit und für die Ehre seiner Nation ist keiner zu gut, wohl aber sind viele zu schlecht dazu .. Soll ich in feiger Begeisterung meinen siegenden Brüdern meinen Jnbel nachleiern? Ich weiß, Du wirst manche Unruhe erleiden müssen, die Mutter wird weinen, Gott tröste sie! Ich kann's Euch nicht ersparen." Und ehe der Vater seine stolze Zustimmung aussprechen konnte, verließ der Jüngling schon Wien, dessen Lieblingsdichter er durch
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