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1. Lehrbuch für den erzählenden Geschichts-Unterricht an Mittelschulen - S. 308

1891 - Freiburg i. B. : Wagner
— 308 — schäften, bis das Volk auf dem Stadthause die Trikolore der Revolution entfaltete und mit den Truppen handgemein wurde. Barrikaden, die aus umgestürzten Wagen und Schränken, aus Tischen und Fässern aufgeschichtet wurden, sperrten die Straßen, und die Soldaten mußten nach blutigen Kämpfen die Stadt räumen. Der König wollte die Ordonnanzen zurücknehmen; aber nun erscholl der Ruf: „Zu spät." Um größerem Unheil vorzubeugen, erwirkten besonnene Männer die Ernennung des Herzogs Ludwig Philipp von Ipr-Z’- Orleans, des Enkels des „Regenten", zum Generalstatthalter des Reiches. Am Samstage der „großen Woche" zeigte sich der Prinz, die blauweißrote Fahne in der Hand, am Fenster des Stadthauses und umarmte unter dem Jubel des Volkes den alten Freiheitshelden Lasayette. Karl X. dankte ab zugunsten seines zehnjährigen Enkels, des Grasen Heinrich von Chambord, und reiste nach England; die Kammern der Abgeordneten und der Pairs wählten Ludwig Philipp zum König. Die erfolgreiche Juli-Revolution riß auch die romanischen Belgier mit fort, welche sich von den vorwiegend germanischen und protestantischen Holländern zurückgesetzt fühlten. Erhitzt durch eine Aufführung der neuen Oper des Italieners Rossini: „Die Stumme vou Portici", iu welcher der neapolitanische Fischer Masaniello seine Landsleute zur Empörung aufruft gegen die spanische Herrschaft (1647), verübten die Brüsseler schweren Unfug gegen die Anhänger der holländischen Regierung. Einrückende holländische Truppen wurden ans dem Lande geschlagen, und die Londoner Konferenz willigte in die Trennung der beiden ungleichartigen Völker. Der belgische Nationalkongreß erkor einen Prinzen von Koburg zum Könige, und Leopold I. wendete den gewerblichen Anlagen seines kohlenreichen Landes, namentlich der Erbauung von Eisenbahnen, seine ganze Kraft und Fürsorge zu. Bei der 50jährigen Jubelfeier seiner Selbständigkeit konnte Belgien unter Leopolds gleichnamigem Sohne auf eilte großartige Entwicklung des Großgewerbes, der Industrie, zurückblicken, bei welcher allerdings die Bedachtnahme ans das Gedeihen der Arbeiter gröblich verabsäumt war. Unglücklicher ging' es den Polen, als sie in derselben Zeit ihren wenig wohlwollenden König, den Zaren Nikolaus, für abgesetzt erklärten. Ein russisches Heer unter Diebitsch schlug 1831 sie bei Ostrvlenka au der Narew, und als der „Balkan-Uberwinder" (Sabalkanski) der Cholera erlag, ließ sein russischer Nachfolger die gefangenen Empörer reihenweise niederschießen. In frischer Erinnerung au den eigenen Freiheitskampf haben die Deutschen die mitleidswerten Polenflüchtlinge liebevoll auf-
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