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1. Lehrbuch für den erzählenden Geschichts-Unterricht an Mittelschulen - S. 319

1891 - Freiburg i. B. : Wagner
- 319 - den Männern, denen er nach reiflicher Erwägung sein Vertrauen zugewendet. Haß kannte er so wenig wie Furcht. „Alles vergeben und nichts vergessen" war sein Grundsatz. Der größte seiner Diener sagte von ihm: „Er hat nie in seinein Leben jemand Unrecht gethan, nie das Gefühl eines anbetn verletzt, nie sich einer Härte schuldig gemacht." Seit 1829 war er vermählt mit der schönen uitb feinsinnigen Prinzessin Auguste von Sachsen-Weimar, Karl Augusts Enkelin, die unter den Augen Göthes und Charlotte v. Schillers aufgewachsen war. Er weilte am liebsten ^ im häuslichen Kreise auf fernem Schlosse Babelsberg bei Potsbam. Jebes Jahr rüstete er für die Seinen mit eigener Hand den Weihnachtstisch, auch für die Dienerschaft; zu Gastein im Bade breitete er an einem Regentage mit eigener Hand Teppiche über den Fußboden, damit der unter ihm wohnende kranke Badegast durch seine Schritte nicht gestört werde. Mit feierlichem Ernste trat er in sein hohes Amt als Regent und König. Sein Leben war Arbeit, Arbeit in allen Verwaltungszweigen, Arbeit für das Glück der anderen. Noch auf dem Todbett erteilte er eifrig feine Anordnungen, und als ihn feine Tochter, die Großherzogin Luise von Baden, in treuer Kindesliebe bat, sich nicht zu ermüden, entgegnete der 91jährige Greis: „Ich habe keine Zeit müde zu sein." Als Preußens Pflicht erschien ihm die Obhut über die Schwachen und Bedrängten. „Die Welt muß wissen," sprach er, „daß Preußen überall das Recht zu schützen bereit ist." Der Ehre des ganzen deutschen Volkes wollte er ein treuer Wächter sein. „Niemals," sprach er aus einer Reise in der Saargegend öffentlich, „werde ich zugeben, daß eine Scholle deutscher Erde dem Vciterlanbe verloren gehe." Darum wollte er zunächst das Heer vermehren und umgestalten. Die unverheirateten jungen Männer sollten alle dienen, die Familienväter geschont werden. Als der Landtag die hiefür nötigen Geldmittel hartnäckig weigerte, ernannte er den als „reaktionären Junker" verschrieenen Otto von Bis-marck- Schöithansen zu seinem Ministerpräsidenten. Bis- 1862 ntarck vollzog unbekümmert um den Widerspruch des Abgeordneten-Hauses die militärischen Reformgedanken seines Königs. Das erwies sich bald segensreich für Preußen und Deutschland. Schleswig und Holstein waren seit dem fünfzehnten Jahrhundert durch Personalunion mit Dänemark verbunden; unter sich bildeten sie ein unteilbares Ganze. Doch gehörte nur Holstein zum Deutschen Bunde. Gereizt durch die laut verkündete Absicht des Dänenkönigs, die Lande zu einem Bestand-
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