Anfrage in Hauptansicht öffnen

Dokumente für Auswahl

Sortiert nach: Relevanz zur Anfrage

1. Deutsche Geschichte von der Völkerwanderung bis zum Westfälischen Frieden - S. 113

1914 - Düsseldorf : Schwann
— 113 — geschmolzen. Furchtbar griff der Aberglaube um sich; die Sterndeuterei blühte. Durch allerlei Zauber, wie Hexenkräuter und Alraunwurzeln, wähnte man sich gegen das allgemeine Verderben schützen zu können; um hieb- und fchußfest zu werden, trugen besonders die Soldaten sogenannte Passauer Zettel, z. B. mit der Inschrift: „Teufel, hilf mir, Leib und Seele geb ich dir!" Der Trost der Religion war vergessen, und eine dumpfe Gleichgültigkeit beherrschte die Menschen?) § 208» Der Hexenwahn. Mit dem Kriegsbrände mischten sich die furchtbaren „Hexenbrände". Der Hexenglaube, der heidnischen, besonders altgermanischen Ursprungs ist, hatte namentlich seit dem Ende des Mittelalters zahlreiche Hexenprozesse hervorgebracht; aber mehr als je wütete der schlimme Wahn allerorten unter den Schrecknissen des großen Krieges. Man beschuldigte die Hexen eines Bundes mit dem Teufel, der ihnen die Kraft verleihe, den Mitmenschen an Leib und Leben zu schaden und allerlei Verderben zuzufügen. Der Ausdruck „Hexenschuß" erinnert noch daran. Auf nächtlichen Besenfahrten zögen sie, so glaubte man, durch die Lüfte zum Teufelsmahle, und zwar in der Regel auf den Blocksberg oder Brocken, der eine altgermanische Opferstätte war. Jemanden „auf den Blocksberg" wünschen, ist noch eine geläufige Redensart. Die Angeklagten waren befonders Frauen. Folterqualen schrecklicher Art preßten ihnen Geständnisse aus, die meist zum Feuertode führten. Ungezählte Tausende aus allen Bekenntnissen und Ständen, unmündige Kinder nicht ausgenommen, sind diesem Lose verfallen. Vor den Toren von Wolfenbüttel bildeten die Brandpfähle einen förmlichen Wald; in Quedlinburg wurden an einem Tage 133 Hexen verbrannt, und in Würz-burg war jeden Dienstag großes Brennen von mindestens zwanzig Hexen auf einmal. Erst im achtzehnten Jahrhundert fchwand der schlimme Hexenwahn völlig dahin; die letzte Hexe wurde zu Glarus in der Schweiz gerichtet im Jahre 1783. § 204. Welche soziale (gesellschaftliche) Lehre geht aus dem blutigen Streite der Bekenntnisse hervor? Für uns Nachlebende ergibt sich aus dem schrecklichen Kriege, den die religiös-politischen Gegensätze in unserm Volke entzündet hatten, eine ernste soziale Lehre: Da nun einmal das deutsche Volk konfessionell, d. h. nach Bekenntnissen, getrennt ist, so tut nach all dem Jammer, der in Kampf und Streit dadurch über Deutschland hereingebrochen, der einigende Gedanke, daß alle doch denselben vaterländischen und christlichen x) Gedicht: Gryphius, „Tränen des Vaterlandes (Anno 1636)." V o o s - Zurb ons en, Geschichte für Mädchen-Mittelschulen, Teil Iii.
   bis 1 von 1
1 Seiten  
CSV-Datei Exportieren: von 1 Ergebnissen - Start bei:
Normalisierte Texte aller aktuellen Treffer