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1. Römische Geschichte - S. 153

1889 - Bielefeld [u.a.] : Velhagen & Klasing
— 153 — Doch weit entfernt — den Sturz des römischen Reiches aufzuhalten, wie es die christlichen Kaiser unzweifelhaft hofften, hat das Christentum (unvereinbar, wie es war, ebenso mit der altrömischen Staatsreligiosität [religiöse Bürgerpflicht, priesterliche [pcmtiftcale] Staffel der Staatsmännerlaufbahu^ wie mit dem neurömischen Kaiserkultus) eher zur Auflösung beigetragen. Daher so tüchtige Kaiser Verfolger waren. Das Christentum selbst lief im römischen Reich Gefahr. Der „neue Most" bedurfte statt der „alten Schläuche", die er zerstörte, neuer. Diese fand er in dem jugendlich-frischen, nrkräftigen, durch sein Wesen und seine religiösen Vorstellungen besonders dafür angelegten Germanentum. Germanen bis zur Berührung mit dem Christentum. Ethnologie. Physische Geographie. Die Germanen gehören zu der nach ihnen ja gerade indogermanisch genannten Völkerfamilie (mittlerer Zweig des nördlichen Stammes). Zur Zeit der ersten Bekanntschaft der Römer mit ihnen (s. o. S. 94), vielleicht schon früher (Pytheas), sind sie ausgebreitet zwischen der Donau und den deutschen Meeren, zwischen Rhein (einschließlich) und Weichsel (zum Teil noch weiter östlich) und in Skandinavien (Nord-Germanen, gegenüber den Süd-Germanen oder Deutschen). Also war die germanische Welt damals um mehrere Breitengrade weniger weit nach Süden ausgedehnt Die Süd-Germanen — wenn auch oft verstärkt aus Norden — kommen vorzugsweise für die Völkerwanderung in Betracht. Sie sind im Unterschiede der jetzigen Deutschen in keiner Berührung mit einem Hochgebirge, vielmehr ein Ebenen- und Berglandsvolk (in Waldesschatten und im Schutz der Sümpfe), in sich selbst aber — schon um Christi Geburt nachweislich — mit dem durch die ganze Geschichte verfolgbaren Gegensatz zwischen Nord-Deutschen (Cheruskerbund -- Armin) und Süd-Deutschen (Markomannenbund — Marbod) behaftet, während sprachlich auch ein oft- und westgermanischer Flügel unterschieden werden konnte. Erst nach der Ablösung von den übrigen Zweigen des nördlichen indogermanischen Stammes entwickelt sich (nach den Ergebnissen der Sprachvergleichung) der Ackerbau aus seinen rohesten Anfängen (Haferban und Dreschen, obwohl die Ausbeutung des Bodens immer noch wenig nachdrücklich ist), Wetterführung der Viehzucht (Ochs, Fohlen, Lamm, Widder u. s. w.), ferner die Anfänge höherer Kunst (Harfe) und des Geisteslebens (Schreiben) (Nb. auch der Krankheiten!); die nähere Bekanntschaft mit dem Meer und feiner Verwertung (Nb. Seefahrende Stämme sind Friesen, Chauken, Franken, Sachsen in der Völkerwanderung); Weiterentwickelung der Jagd und des Krieges; der Standes- und Rechtsverhältnisse. Bekleidung, ja selbst Bewaffnung ist noch zur Zeit des ersten Zusammentreffens mit den Römern sehr einfach; ist auch das Broneezeitalter bereits durch die Eisenzeit abgelöst, so fehlt es doch gar sehr an dem Eisen, das sich die germanischen Stämme meist durch Tauschhandel beschaffen. Eine vollkommenere Bewaffnung ward ihnen erst durch Rom — im Verkehr, im Kamps, im Dienst.
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