1876 -
Berlin
: Weidmann
- Autor: Müller, David
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Kaiserreich Geschichtsschulbuecher
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten, Gymnasium, Realschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
- Geschlecht (WdK): Jungen
Völker Kleinasiens.
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südlichen, schmalen und heifsen Küstenstrich in verschiedene Landschaften ab. Die Abdachung der inneren vulkanischen Hochebene (im Erdschisch oder Argäus 12000' hoch) und die grösseren Wasseradern (der Halys) gehen gegen Norden zum schwarzen Meere. Im Westen, wo der Hermos, Kayster und Mäander strömen, der Ida und Tmolos sich erheben, ist das eigentliche Culturgebiet. Auch in diesem Lande hatten sich semitische Völker verbreitet. Unzweifelhaft gehören diesem Stamme an die K i 1 i k i e r ‘), im südöstlichen Winkel Kleinasiens, im fruchtbaren, vom Kydnos durchströmten Lande, mit der Hauptstadt Tarsos. Die Bewohner trieben seit alter Zeit (§21) Seehandel und waren wohlhabend: ihre Götter waren phönikisch. Auch die nördlich von ihnen wohnenden Kap -padokier, deren Westgrenze der Halys bildete, waren ihren Gottheiten nach semitisch; denn sie verehrten die grosse Mutter der Natur, Ma, welcher kriegerische Jungfrauen (die Amazonen) dienten; und den Men es, der dem Baal gleich stand. Unklarer wird die Stammesableitung schon bei den westlich von diesen wohnenden Paphlagoniern, einem Volk von Jägern, Fischern und Hirten, mit geringer Cultur; zweifelhafter noch bei den westlicher wohnenden Stämmen, den Phrygiern und Troern, besonders aber den Karern und Lykiern, die in der Art ihres Lebens, ihrer Bauten, vieler Stammsagen, besonders in der Verehrung des bogenführenden Lichtgottes (Apollon) viel Aehnlichkeit mit den alten Griechen (Thrako-Pelasgern) zeigen, die doch unzweifelhaft Arier sind. Sie bilden gleichsam ein Glied zwischen der ionischen Bevölkerung am Archipelagos und der armenischen2), asiatischen. Diese Völker Kleinasiens, in geographischer Reihenfolge von N. nach S. bezeichnet, sind: •
A. Die Troer, Teukrer oderdardäner am waldreichen Ida3), mit Apollon- und Aphroditen- (= Aschera) Diensten.
B. Die Mysier, ein kriegerisches Volk, südlich von den vorigen, an der idäischen Bucht, bei dem die Niobe-Sage gleichfalls an die grosse Mutter erinnert.
C. Die Lydier4) südlich von diesem, am ägäischen Meer wohnend und in das Innere sich erstreckend, wo am goldreichen Paktolus ihre Hauptstadt Sardes lag. Sie sind entschieden semitisch. Oestlich von ihnen, die Mitte Kleinasiens erfüllend, wohnten
D. Die Phrygier, ein Hirtenvolk, bei denen Gordias in der nach ihm benannten Hauptstadt Gordium am Sangarios, und sein Sohn Mi das ein altes Königthum begründet haben sollten. Bei beiden Völkern finden wir die grosse, mit orgiastischen (schwärmenden) Diensten verehrte Erdgöttin und Lebensmutter, die Kyb eie (= Ma = Astarte-Aschera), welche die Griechen in ihre Rliea ver-
*) Voyage dans la Cilicie etc. Paris 1861. Kotschy, Reise in d. Cili-cischen Taurus etc. Braunschw. 1859. 2) Gurt. Griech. Gesch. I, 32. 3) Die
Ton Schliemann geschehenen Ausgrabungen. F o rc h h amm e r, Beschr. der Ehene y. Troja. 1850. 4) Her. I, 92—94.