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1. Das Alterthum - S. 235

1876 - Berlin : Weidmann
Caesars neue Monarchie. 235 sich, wie es oft in der Geschichte geschieht, besser geeignet, die Parteien zu versöhnen, als ein von Anfang an vermittelnder Mann dies würde vermocht haben. In freier Grösse fasste er seinen Sieg nicht als einen Sieg seiner Partei, sondern in seinem Geiste erhob sich die Idee einer neuen Form des römischen Staates und des antiken Lebens überhaupt. Ihm galt es, eine sittliche und sociale Erneuung des griechischen wie römischen Wesens zu finden und zu schaffen. Gross als Krieger, noch grösser als Staatsmann, heilte er den seit einem Jahrhundert von Revolutionen zerrissenen Staat, ertheilte allgemeine Amnestie, suchte die Aristokratie für seine Zwecke heranzuziehen und bändigte die ausschweifende Demokratie. Dadurch verdarb er es freilich mit den Parteien als solchen, selbst mit seiner eigenen bisherigen, da er eben das Ganze ins Auge fasste. — Was er gründete, war die Monarchie auf demokratischer Basis. Er selbst war dreimal Dictator gewesen, und ward es zuletzt, zum viertenmal, auf Lebenszeit ‘). Aber er bediente sich des misliebigen Titels niemals lange; dagegen war er später Censor, Gonsul, und, indem man ihm persönliche Unverletzlichkeit und das Recht der Intercession übertrug, auch Tribun in einer Person. Als dauerndes Amt aber übernahm er dasjenige des Imperators2). Dieses umfasste die Einheit des militärischen Commandos und der obersten richterlichen und Administrativgewalt, sowie die freie Verfügung über die Finanzen des Staates. Es war im Grunde eine Wiederholung des alten Königthums unter neuem Namen. Auch die äussere Form erinnerte daran. Caesar trug bei allen feierlichen Gelegenheiten das Triumphalgewand und den Lorbeerkranz und thronte im Senat, dessen Erster er war, sowie bei Gericht und bei den Spielen auf goldenem Stuhl. Die Münzen des Staates trugen Caesars Bild und Inschrift. Der Senat wurde, wie in der Königszeit, nur eine berathende Behörde. Er ward durch die Ernennungen Caesars auf 900 Personen erhöht3). Die Aemter der Prätoren, Quästoren und Aedilen wurden vermehrt, und dadurch unwichtiger gemacht4); aber in dieser neuen Gestalt förderten sie die Verwaltung und befriedigten den Ehrgeiz Vieler. Die Comitien, die er nach seinem Willen leitete, liess Caesar bestehen; er übte aber durch seine Empfehlung einen fast unbedingten Einfluss auf die Wahlen aus. Die Censur wurde als Obersittenamt (praefectura morum) wieder hergestellt und ihm übergeben. Kraft dieser erliess er strenge Luxusgesetze, strenge Ehegesetze, Wuchergesetze und dgl. mehr. Seine erste Dictatur benutzte er, durch verständige Schuldgesetze5) den gesunkenen Credit wiederherzustellen6). Er setzte die Zahl der öffentlichen Getreideempfänger auf mehr als die Hälfte herab7), ‘) App. Ii, 106. Plut. Caes. 57. 2) Dio Xliii, 44. Suet. Caes. 76. Als Titel vor den Namen gesetzt. 3) Dio Xliii, 47. 4) Dio Xlii, 51. Suet. Caes. 41. 5) vgl. die Licinischen Gesetze § 128. 6) Suet. Caes. 42. 7) 150,000 blieben doch noch! Suet. Caes. 41.
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