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1. Das Alterthum - S. 266

1876 - Berlin : Weidmann
266 Cultur, Sitte und Philosophie. Kunst und Literatur. für den man lebte; weder eine freie Wissenschaft und Kunst, für die man sich begeisterte, noch endlich ein ehrbares Familienleben, an dem man sich tröstete. So lagen allerdings die Zerstörungskeime schon in dem glänzenden Friedensdasein, das man führte. — Besonders trostlos stand es um die ewigen Dinge. Gaukler und Schwindler benutzten den Aberglauben der Menge; ein Chaos aller Religionen des Abend- und des Morgenlandes fluthete durcheinander; Einzelne lebten in vollem Unglauben, Andere hielten sich an die bekannten Philosophenschulen oder einen Eklekticismus aus denselben; wieder Anderen war die Philosophie nur eine sophistische Schule hohler Rhetorik. Selten noch trat die antike Tugend in einzelnen, und selbst dann leicht manirierten Erscheinungen (so Thrasea1), Paetus, Tacitus, beide Plinius) hervor. — In einzelnen ausgezeichneten Geistern beginnt ein Denken, das in seinem Monotheismus und in der Hoffnung auf Unsterblichkeit dem im Stillen immer mehr anwachsenden Christenthum entgegenreift: Seneca lehrt, dass die Menschen, nicht einmal die Sklaven ausgenommen, gleich und Brüder seien; Marcus Aurelius, wie sein Meister E pikt et (c. 100 n. Chr.), der Erneuerer der alten Stoa (§ 108)2), dass der Anfang der Weisheit in der Erkenntnis der menschlichen Ohnmacht und Hilfsbedürftigkeit beruhe und der Leib das Gefängnis des Geistes sei; die Erneuerung des Pythagoreismus (§ 71) und des Platonismus3) strebte auf mystischem Wege nach einer unmittelbaren Vereinigung mit der Gottheit als dem Inbegriff höchster Vollkommenheit und drängte mehr nach reinem Wandel als theo-rethischer Erkenntnis. Aber das religiöse Leben selbst in diesen höchsten Erscheinungen der Kaiserzeit gleicht doch nur dem ahnenden, lichter werdenden Blicke des Greisen auf eine zukünftige Herrlichkeit, die noch nicht sein ist. § 191. Die Kunst und die Literatur im silbernen Zeitalter. I Quinctilian, Institntionis oratoriae libri Xii. Zur bildenden Kunst: Plinius, hist. nat. Xxxiii bis Xxxvii. Ii. Die § 177 angef. literaturhist. u. kunstbist. Werke. Peter Iii, 1, S. 335—363. Iii, 2, S. 213—254. Meri vale, zum Theil auch die § 190 angef. Werke. Der Glanz des öffentlichen und privaten Lebens benutzte, wie schon in den früheren Perioden, was griechischer Kunstsinn geschaffen. Die herrlichen Statuen der Kaiserzeit sind von griechischer Hand gefertigt, meist nach dem strengen Vorbilde der altclassischen Zeit, doch oft mit der Neigung zum Colossalen. Die Baukunst, durch die Römer um das Princip des Bogenbaues wie um die Ver- i) Tac. Ann. 16, 21. 2) Epict. Enchiridion und dissertationes, aufgez. durch seinen Schüler Arrian. — Ueber Seneca Peter Iii, I, 8. 346 u. M. Aurel ib. Iii, 2, 211. 3) Letzterer Richtung gehörte auch der Historiker Plu- tarch an.
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