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1. Das Alterthum - S. 292

1876 - Berlin : Weidmann
292 Schlufsbetrachtung. halb desselben Schönes, Gutes und Wahres vorhanden ist; ihr Ziel endlich, sich selbst zu überleben, um so negativ desto nachdrücklicher die ewige Bestimmung des Menschen zu predigen. — Der Morgen der Menschheit erwacht im Orient. Dort sind Aegypten, Babylon, Baktrien, Indien und China die selbständigen, anscheinend nur wenig durch einander beeinflussten Heerde der Cultur. Ein noch gedämpfter, zerstreuter Lichtschein folgt von hier aus den Handelswegen und Colonien dieser Völker, namentlich der Phönikier, die „Güter zu suchen ausgehen, aber an deren Schiff das Gute sich anknüpft Sie tragen die erste sporadische Bildung in die Küstenländer des Mittelmeers, selbst schon des atlantischen Oceans: Masse, Gewicht und Geld (die Bedingungen des Handels- und Verkehrslebens), Buchstabenschrift, Arithmetik, Anfänge des Berg- und Hoeh-bau’s u. s. w. Wir bewundern das Colossale dieser vorwaltend semi tisch-koptischen Cultur Vorderasiens, ihre massenweis in Bewegung gesetzten Völker ‘j, ihre Weltstädte, ihre unvertilgbaren Bauten. Auf diese Cultur pflanzt sich die spätere arische des inneren Hochasiens wie eine gesundere, sittlichere Naturkraft auf eine bisher überlegene aber bereits verrottete Weltbildung, indem hier die Verhältnisse der späteren abendländisch-römischen Cultur und der Völkerwanderung gleichsam sich vorbilden. In das persische Reich mit seinem, auf ursprünglicher Freiheit emporgewucherten Despotismus münden alle Formen orientalischen Volkslebens. Das geistigste und wesenhafteste Product all dieser Völker aber sind ihre Religionen, freilich auch nur vorwaltend nach der negativen Seite hin. Alle religiösen Abwege von dem materialistischsten Fleischesdienste bis zum vergeistigten Pantheismus treten hier hervor. Zugleich aber ist in demjenigen Volke, dem keine andere Grösse beschieden ist als diese geistige, im Volke Israel, die positive Entwicklung der höheren Religion gegeben, und in Hebron, Sinai und Jerusalem stehen die Gegenbilder von Theben, Babylon und Tyrus da, wie später in Bethlehem und Nazareth die von Athen und Rom. — Noch ehe das historische Leben des Orients endet, hat ein neues, jugendlich schönes im arischen Europa, in Hellas begonnen. In seiner eigenen genialen Individualität hat der Griechengeist sich entfaltet. Er eignet die Bildungsmittel des Orients sich an, aber er beherrscht sie mit seiner Geistesfreiheit und gestaltenden Kraft. Harmonische Ausbildung des Leibes und der Seele, politische Freiheit in kleinen leicht übersehbaren Gauen und Stadtgemeinden und mit ihr gesellt heilige Vaterlandsliebe; dazu die reiche Fülle aller Künste, aller nicht auf materieller Masse des Anzueignenden, sondern auf freier Productivität des Denkens beruhenden Wissenschaften zeichnen ihn aus. Es ist die schöne Humanität, die er erzeugt und in unvergänglicher >) Daher wird von Max M tili er statt der Bezeichnung „vorhistorische“ Zeit die Benennung die „ethnische“ gewählt.
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