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1. Das Alterthum - S. 293

1876 - Berlin : Weidmann
Schlussbetrachtung. 293 Jugendblüte der Welt hinterlässt. Nun wird es hell an den Gestaden des Mittelmeers, über das die Pilgerfahrten nach Delphoi und die Feldzüge nach Olympia wandern; nur den Westen, je ferner je mehr, umschwebt noch Dämmerung. Eine edlere Bildung ergiesst sich, als die phönikische es gewesen. Nicht in der Weite des eingenommenen Raums, sondern in ihrer nachwirkenden, geistigen Kraft liegt der Werth dieser Bildung. Aber die Götter Griechenlands sowie die goldene Zeit, von der die Dichter singen, sind nur für Glückliche und für einen kurzen Moment: auf Erden ist das Loos des Schönen die Vergänglichkeit. Des Griechen Sittlichkeit ist das edle Mass, sobald ihm dieses schwindet, sinkt er durch eigne Schuld; die fremde Unterjochung vollendet seinen Fall. — Nun treten die Römer in erste Reihe, die inzwischen unbeachtet herangereift: sie bringen das Mannesalter, ja sie leben noch das Greisenalter der antiken Welt. Sie übertreffen den leichten, künstlerischen Griechen an tiefer, sittlicher Energie, sowohl was Familie als was Staat, was Recht und Gesetz angeht. Ist Eroberung frühzeitig ihr Gedanke, so darf die Geschichte darin ein zuerst instinc-tives, dann immer bewussteres Streben nach dem Reich, d. i. nach umfassender Gesammtheit erst einer ganzen, zu einigenden Nation (Italiens), dann der cultivirten Welt sehen. Diese muss einmal äusserlich eine Einheit werden, um dann, wieder zersplittert, innerlich und geistig es zu bleiben. Bei dieser seiner Anlage und Bestimmung ist Grösse das Merkmal Roms: Charaktergrösse des ganzen Volkes in seiner gesunden Zeit; gigantische Grösse einzelner Persönlichkeiten in seinem Auflösungsprocess; und eine Grösse des Schauplatzes ohne Gleichen in der langen Zeit seines Ausreifens. Denn nun traten Italien, Nordafrica, Spanien, Gallien und Britannien in dasselbe Licht der griechisch-römischen Bildung, wie die Küsten des ägeischen Meeres. Der Römer trägt auf seinen gewaltigen Schultern die griechische Bildung wie später das Jesuskind; und das geistige Reich, nicht von dieser Welt, das indessen still aus seinem Senfkorn erwachsen, tritt an die Stelle des beherrschten orbis terrarum. Mit dem Christenthum kommt die Idee des Ewigen und Unendlichen in die Welt, als dessen lebendigen Theil der Mensch sich erkennt, in brüderlicher Gleichheit berufen. Nun tritt Alles, was die Gesammtheit wie den Einzelnen betrifft, unter die Beziehung zu Gott; auch die Barbaren des Nordens drängen zu und strecken die Hände aus, ihr zugewogenes Pfund Arbeit wie ihre Gaben zu empfangen; und so erscheint der Zeiten Wendepunkt, der in Christo gegeben ist.
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