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1. Geschichte und Geographie - S. 67

1886 - Hamburg : Meißner
— 67 — In den Bischofsstädten erlangten die geistlichen Herrn seit Otto I. die Gerichtsbarkeit, welche früher der Graf oder der Vogt des Königs geübt hakte, und damit die Herrschaft über die Stadt. Zur Beratung über die städtischen Angelegenheiten pflegten die Bischöfe Bürger heranzuziehen. Bald wurden diese Männer, zu denen man besonders die Beisitzer des Gerichts wählte, eine Behörde, sie bildeten den „Rat". Der Rat wurde selbständig, als ihm das Gericht übertragen wurde. Die Einwohner der Städte waren entweder geistlichen oder weltlichen Standes. Die Zahl der „geistlichen Leute" war im Mittelalter sehr groß; denn die Klöster befanden sich damals vorzugsweise in den Städten, wo sie durch Schenkungen reich wurden an Häusern und Höfen. Die weltlichen Einwohner zerfielen in Ritter, Patrizier und Handwerker. Die Ritter, früher Dienstmannen, ursprünglich unfreien Standes, hatten in den Städten allmählich eine freie und angesehene Stellung erlangt. Als aber Streitigkeiten zwischen den Bürgern ausbrachen, zogen sich die Ritter aufs Land zurück und .lebten auf ihren Schlössern. Die Patrizier der deutschen Städte sind die Nachkommen der freien Bewohner. Sie besaßen viele Vorrechte vor den Handwerkern, welche anfänglich Hörige (Knechte) des Bischoss oder des Grasen waren. Sie hatten freies Grundeigentum. Aus ihnen wurden, die Ratsherren gewählt. Sie trieben besonders Handel, von den Gewerben auch wohl die Goldschmiede-kunst. Die Handwerker bildeten schon zu Karls des Großen Zeiten Genossenschaften, welche unter der Aufsicht eines Dienstmannes standen. Später übten in den Städten die Bischöfe, die Grafen, endlich der Rat die Aufsicht über diese Genossenschaften, welche auch Innungen oder Zünfte genannt wurden. Als die Handwerker zu Wohlstand gelangten, suchten sie größere Rechte zu erlangen, namentlich den Sitz im Rat. Allmählich und in den verschiedenen Städten ganz verschieden, fand die Verschmelzung der Stände der Patrizier und Handwerker zu einer einigen Bürgerschaft statt. Die deutschen Städte hatten int Mittelsliter ein dorsartiges Aussehen. Die Bürger trieben noch Landbau. Die meisten Häuser hatten darum im Hose Viehställe. Die Gassen waren eng und winklig, dabei ungepflastert, die Häuser bis zum 14. Jahrhundert aus Holz gebaut und mit Stroh gedeckt. Sie standen mit dem Giebel nach der Straße, der Oberstock sprang oft über das untere Stockwerk vor, so daß Licht und Luft verengt ward. Nur die Kirchen und dann die Rathäuser ragten durch ihren Bau hervor. Als die Städte, namentlich die süddeutschen, durch bedeutenden Handel reich wurden, entstanden, nachdem der Steinbau eingeführt war, stolze Patrizierhäuser „mit kostbarem Getäfel und Schnitzwerk, mit reichem Mobiliar und bunten Teppichen." Solche Paläste haben sich namentlich in Nürnberg erhalten. 5*
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