Anfrage in Hauptansicht öffnen

Dokumente für Auswahl

Sortiert nach: Relevanz zur Anfrage

1. Geschichte und Geographie - S. 179

1886 - Hamburg : Meißner
— 179 — zum erstenmale wieder. Es erschienen, der Verfassung gemäß, vom Adel 300 Abgeordnete, von der Geistlichkeit ebensotiiele, vom Bürgerstand die doppelte Zahl. Der König eröffnete die Versammlung mit einer feierlichen Rede und versprach, daß fortan die unumschränkte Gewalt des Königstums aufhören und das Gesetz gelten solle, damit eine schönere Zeit anbrechen könne. Allein Adel und Geistlichkeit fürchteten für ihre Vorrechte und verlangten, daß bei der Änderung der Verfassung nach Ständen und nicht nach Köpfen abgestimmt werden solle, wogegen die Abgeordneten des dritten Standes den Wegfall des Standesunterschiedes forderten, weil alle Vertreter des Volkes seien. (Schrift des Geistlichen Sieyes (Sjäja), die mit den Worten schloß: „Was ist der dritte Stand? Alles. — Was ist er gewesen? Nichts. — Was will er werden? Etwas.) Als keine Einigung erzielt wurde, trennten sich die Abgeordneten des Bürgerstandes ab und erklärten sich als die alleinigen Vertreter des französischen Volkes (Nationaltier sammung). Der König zeigte steh den Wünschen und Forderungen derselben gegenüber sehr unschlüssig. Um den Pöbelunruhen zu begegnen, ließ er in der Nahe der Hauptstadt Truppen zusammenziehen, und den Adeligen zu Gefallen entließ er feinen beim Volke beliebten Finanzminister Necker. Durch diese beiden Thatsachen aufgeregt und gereizt durch den Herzog von Orleans, der selbst nach der Krone strebte, ließ sich das Volk von Paris zu dem ersten blutigen Auftritt hinreißen und erstürmte am 14. Juli 1789 das tierhaßte Staatsgefängnis, die Bastille (Bastij). Damit beginnt die französische Revolution. Unterdessen hob die Nationalversammlung alle Vorrechte des Adels und der Geistlichkeit aus und sprach die Gleichheit und Freiheit aller französischen Bürger aus. Allenthalben im Lande nahm nun die Unordnung überhand; die Bauern tierjagten ihre Gutsherren und Geistlichen, mordeten, brannten und plünderten. Viele und angesehene Mitglieder der beiden ersten Stände flüchteten ins Ausland (Emigranten). Der unglückliche, unentschlossene König wollte sich noch immer nicht zur Annahme der vorgeschlagenen Verfassungsänderung verstehen, und nun faßte man den Plan, ihn mit Gewalt von Versailles nach Paris zu bringen. Als um diese Zeit in Paris ein Brotmangel eintrat, beschuldigte der schändliche Herzog von Orleans (Bürger Philipp Egalite (Gleichheit) nannte er sich) den König als den Urheber der Teuerung, gewann den Pöbel durch Geld und Branntwein und veranlaßte eine wüste Horde von Männern und Weibern zu einem Zuge nach Versailles, wo das Schloß erstürmt, die Wachen niedergemacht, die königliche Familie mißhandelt und dann gezwungen wurde, nach den Tuilerien zu ziehen. In der Nationalversammlung bildeten sich zwei Parteien, eine 12* I
   bis 1 von 1
1 Seiten  
CSV-Datei Exportieren: von 1 Ergebnissen - Start bei:
Normalisierte Texte aller aktuellen Treffer