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1. Geschichtsbilder in gedrängter Darstellung aus der allgemeinen und vaterländischen Geschichte - S. 138

1877 - Nordhausen : Haacke
— 138 — konnte. Den schwächlichen aber wohlbegabten Martin hat er oft auf den Armen zur Schule getragen, ihn aber auch nicht selten mit großer Strenge gestäupet. Im 14. Jahre kam der Knabe auf die Schule nach Magdeburg und später der Kostenersparung wegen zu Verwandten nach Eisenach. Hier hat er sich als Chorschüler mit seiner lieblichen Stimme das Wohlgefallen der Frau Kotta ersungen und von ihr Kost und Pflege erhalten. Mit 18 Jahren bezog er, wohlausgerüstet mit Kenntnissen, die Universität Erfurt. Hier studirte er so fleißig, dass er schon 1505 Magister ward und selbst lehren durste. 2. Luthers Seelenkämpfe. Luther's Vater wollte einen Rechtsgelehrten aus ihm machen, aber sein eigenes Herz zog ihn zur Gottesgelahrtheit, besonders seitdem er in der Bibliothek eine lateinische Bibel gesunden und fleißig gelesen hatte. In heftigen Seelenkämpfen rieb er sich fast auf. Der plötzliche Tod seines Freundes Alexius, wie man sagt durch einen Blitzstrahl, und eine schwere Krankheit bestimmten seinen Entschluss. Er trat 1505 als Mönch in das Augustiner kloster zu Erfurt, um ganz sein Leben Gott zu widmen. Sein Vater war darob sehr ungehalten, und erst später, als ihm die Pest zwei Söhne entrissen, gab er schweren Herzens seine Einwilligung. Im Kloster musste Luther die niedrigsten Dienste thun. Dazu wollte er durch Fasten, Wachen und Geißeln das Fleisch todten und die Seele heiligen. Dabei verfiel feines Leibes Kraft, und doch fand die Seele keine Ruhe. Er erkrankte sehr schwer. Da tröstete ihn ein alter Klosterbruder mit den Worten des 3. Artikels: „Ich glaube an eine Vergebung der Sünden!" Dasselbe that als väterlicher Freund der Generalvikar des Ordens, Dr. Johann v. Staupitz, ein erleuchteter und edelgesinnter Mann. Er war's, der den jungen Priester dem Kurfürsten Friedrich dem Weisen als Lehrer an der neuen Hochschule Zu Wittenberg empfahl (1507). Hier lehrte Luther zuerst die Philosophie des Aristoteles, gewann aber mehr und mehr einen Ekel daran und stieg lieber in den tieferen Brunnen der heiligen Schrift. Seine Schriftauslegung und feine Predigten in der Schlosskirche machten großes Aussehen und gewannen ihm viele Herzen. Auf einer Reise nach Rom (1510) in Sachen seines Ordens lernte er die gänzliche Verweltlichung des römischen Hofes und die Entartung der Geistlichkeit kennen. Voll Jommer im Herzen rief er: „Giebt es eine Hölle, so ist Rom darauf gebaut. Es ist die heilige Stadt gewesen und nun die allerärgste worden!" Nach seiner Rückkehr ward er Doktor der heiligen Schrift und eidlich verpflichtet, die Schrift zu erforschen und ihren Glauben zu predigen und zu vertheidigen.
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