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1. Geschichte der Neuzeit - S. 58

1887 - Wiesbaden : Kunze
58 Erste Periode der Neuzeit. des Admirals Coligny. Mit gezücktem Degen stürzte ein Böhme, Namens Dianowitsch*), in das Zimmer des ehrwürdigen Greises, stieß den wehrlosen Mann nieder und warf auf Befehl des Herzogs den Leichnam durch das Fenster auf die Straße. In ganz Paris wütete jetzt der Mordstahl. Ein fürchterliches Toben und Schreien durch die Straßen hatte die Hugenotten aus dem Schlafe geweckt und aus ihren Häusern getrieben, zu sehen, was vorgehe. Wo sie erschienen, erlagen sie sofort dem ungestümen Andrange der Mörder. Die katholischen Verfolger hatten sich durch eine weiße Binde um den linken Oberarm kenntlich gemacht und fielen nicht bloß über die Fliehenden her, sondern drangen auch in die Häuser und mordeten, wer ihnen entgegentrat. Wirte töteten ihre Mietsleute, Dienstboten ihre Herrschaften, Schuldner ihre Gläubiger. Selbst reiche Katholiken, deren Schätze man lüstern erstrebte, mußten als Ketzer den Tod erleiden. Ein Goldschmied rühmte sich, 500 Hugenotten ermordet zu haben, und dem Könige redete man nach, er habe aus seinem Fenster auf die Flüchtlinge geschossen. Heinrich von Navarra und Prinz von Cond6 waren auf Geheiß des Königs verschont worden; doch erhielten sie Befehl, sofort zur katholischen Kirche zurückzukehren. (La messe ou la mort.) Die Nachricht von der Pariser Bluthochzeit, wie man in grausamem Scherz die unglückliche Bartholomäusnacht vom 23. auf den 24. August 1572 nannte, erregte im Auslande Freude und Abscheu. Philipp Ii. von Spanien ließ Freudenfeste anstellen, und Papst Gregor Xiii. eine feierliche Danksagungsmesse halten, die Kanonen lösen und eine eigene Denkmünze schlagen. Kaiser Maximilian Ii. von Deutschland aber äußerte, gewiß im Sinne vieler Tausende: „Wollte Gott, mein Tochtermann hätte mich um Rat gefragt: wollte ihm treulich als ein Vater geraten haben, daß er solches nimmermehr gethan hätte!" Man schätzt die Zahl der gemordeten Hugenotten in Frankreich auf 20000, in Paris allein starben 2000. Zum Glücke waren nicht alle vernichtet. Viele hatten sich ins Ausland geflüchtet, andere ihre Festungen erreicht und die Waffen ergriffen. Besonders tapfer zeigten sich die Hugenotten in dem festen La Röchelte, welches des Königs Bruder Heinrich vergeblich belagerte. Da er unerwartet 1573 zum Könige von Polen erwählt wurde, fo schloß er einen Vergleich *) Andere nennen den Mörder Besme und machen ihn zu einem Deutschen.
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