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1. Geschichte der Neuzeit - S. 108

1887 - Wiesbaden : Kunze
108 Erste Periode der Neuzeit. gläubiger zur Pflicht gemacht. Als die freie Religionsübung auch für Östreich gefordert wurde, erklärte der kaiserliche Gesandte, daß sein Herr eher Land und Leute verlassen, als hierein willigen werde, und man gab aus Furcht vor Störung des Friedenswerks nach. Nur der Papst verweigerte beharrlich die Anerkennung des westfälischen Friedens. Mit gerechtem Schmerze mußte das gesamte Volk gewahren, daß Ausländer, Franzosen und Schweden, die Gewährleistung der deutschen Reichsverfassung und des Friedens übernahmen und so lange sich in dem armen, ausgehungerten Lande ernähren ließen, bis alles auf das genaueste erfüllt war. Folgen. So hatte denn der namenlos schreckliche Krieg geendet. Welche Feder vermöchte all den Jammer, all das Elend und Ungemach zu verzeichnen, das -er herbeigeführt! Deutschland, mit Blut über und über getränkt, mit Brandstätten und Schutthaufen allenthalben bedeckt, mit räuberischem Gesindel aller Orten erfüllt — bot einen herzzerreißenden Anblick. Unzählige Ortschaften, die ein Spiel räuberischer Horden geworden waren, lagen in Trümmern. Rühmte sich doch Bauers Unterfeldherr, er habe allein mehr als 800 Dörfer in Aschenhaufen verwandelt. In Thüringen stand meilenweit kein Dorf, kein Kirchlein. In Würtemberg waren 40 000 Häuser verbrannt, in Schlesien und Brandenburg mehr als der dritte Teil der gesamten Häuserzahl. Zwei Drittel der Einwohner hatte das Schwert, die Pest und der Hunger hinweggerafft. Die Zahl der Einwohner war von 18 auf 7 Millionen herabgesunken. Und nun nahm der Friede dem Reiche noch alle Strommündungen und somit die Bedingungen jedes überseeischen Handels. Auch in anderer Weise war unsägliches Leid über Deutschland hereingebrochen. Der Glaubenseifer war durch Jammer und Elend beim Volke, durch Sittenlosigkeit bei den Soldaten, durch Politik bei den Fürsten erkaltet. Die Einheit des deutschen Reiches war dahin, es war in mehr als 300 fast unabhängige Staaten zerrissen. Die Fürsten hielten stehende Heere, welche gegen die eigenen Unterthanen gebraucht wurden. Die Freiheit der deutschen Städte ging zu Grunde, der Bauernstand kam noch mehr herab. Was Bürger und Bauern verdienten, verschlangen der Adel, die Geistlichkeit und die fürstliche Kammer. Frohnden und Steuern aller Art mehrten sich. Deutschland war auch in geistiger Beziehung gesunken. Während die Entwicklung in Litteratur, Wissenschaft und Kunst ge-
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