Anfrage in Hauptansicht öffnen

Dokumente für Auswahl

Sortiert nach: Relevanz zur Anfrage

1. Geschichte der Neuzeit - S. 141

1887 - Wiesbaden : Kunze
§. 10, 2. Ludwigs Xiv. Regierungsantritt. 141 2. Ludwigs Xiv. Regierungsantritt. Ludwig Xiv. (1643 — 1715) war 6 Jahre alt, als sein Vater starb, und trug 72 Jahre lang die Krone. Während seiner Minderjährigkeit führte die Königin-Mutter, Anna von Östreich, die Vormundschaft und schenkte als Regentin dem Kardinal Mazarin ihr ganzes Vertrauen. Der Adel haßte den neuen Günstling, und ein Italiener Gondi, der nachmalige Kardinal Retz, welcher gern selbst Richelieus Nachfolger geworden wäre, regte die Pariser zu Aufständen (1643—1648) an, welche unter dem Namen Krieg der Fronde*) bekannt find und Mazarins Sturz herbeiführen sollten. Allein Mazarin siegte über ferne Gegner teils durch Waffengewalt, teils durch feine Klugheit. Um die Fronde zu entwaffnen, war er zweimal freiwillig in die Verbannung gegangen und zweimal auf ehrenvolle Weise zurückberufen worden. Schon 1652 erklärte sich Ludwig Xiv. für volljährig und zeigte bald, daß er Richelieus und Mazarins Grundsätze bezüglich der unumschränkten Königsgewalt teile. Als 17jähriger Jüngling trat er einst, da Mazarin feine Vorschläge im Parlamente nicht durchsetzen konnte, im Jagdkleide, mit Stiefeln und Sporen, die Reitgerte in der Hand, in den Sitzungssaal und jagte die Versammlung auseinander (1655). So lange Mazarin lebte, blieb er an der Spitze der Staatsverwaltung; allein von dem Tage feines Todes (1661) an übernahm Ludwig Xiv. die Leitung der Regierung und gab feinen Ministern auf die Frage, an wen sie sich künftighin in Staatsfachen wenden sollten, die berühmte Antwort: „An mich; der Staat bin ich!" (l’etat c’est moi). Sein Wille war das Gesetz für alle; denn er pflegte zu sagen: „Ganz Frankreich, Land und Leute, ihr Vermögen, ihre Gedanken sind mein!" Während in Frankreich der mächtige Wille eines unumschränkten Herrschers allen Gebot und Gesetz war, gehorchte in dem vielgegliederten heiligen römischen Reiche deutscher Nation, wo jeder kleine Fürst, Graf und Baron die Rolle Ludwigs Xiv. spielte, dem deutschen Kaiser niemand. Der lockere Reichsverband, der trotzige Ungehorsam der Fürsten und ihr unheilvolles Liebäugeln mit dem Auslande hat Deutschland um manch' schöne Provinz gebracht. 1657 war durch *) Fronde heißt die Schleuder und scheint zur Bezeichnung dieses Aus-ruhrs gewählt worden zu sein, weil märt gegen den Hof lärmte, wie die Straßenjungen mit Schleudern gegen einander tumultuieren.
   bis 1 von 1
1 Seiten  
CSV-Datei Exportieren: von 1 Ergebnissen - Start bei:
Normalisierte Texte aller aktuellen Treffer