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1. Geschichte der Neuzeit - S. 215

1887 - Wiesbaden : Kunze
14. Joseph Il 215 erhielten eine zeitgemäße Umgestaltung. Die Klöster, welche sich nicht mit der Krankenpflege oder dem Jugendunterricht beschäftigten, ließ er aufheben und verwandte die Güter derselben zu gemeinnützigen Zwecken. Die Zahl der aufgehobenen Klöster betrug 700, und 30—35 000 Mönche und Nonnen gab es nun weniger. Ferner verordnete Joseph Ii., daß in Zukunft keine Bulle des Papstes in den östreichischen Erblanden Gültigkeit habe, wenn sie nicht vom Kaiser genehmigt sei. Durch ein Toleranzgefetz gestattete er 1781 in feinen Staaten freie Religionsübung. Hierüber geriet Papst Pius Vi. in große Sorge und reiste 1782 selbst nach Wien, um den Kaiser auf andere Wege zu bringen. Joseph holte ihn mit den größten Ehrenbezeigungen ein und fuhr mit ihm unter dem Jubel der Wiener in die Kaiserstadt. Vier Wochen verweilte Pius in Wien und erhielt von Joseph alle Beweise der Ehrfurcht und Hochachtung, aber eine Änderung der getroffenen Einrichtungen erreichte er nicht. Die Bischöfe von Salzburg, Mainz und Würzburg folgten dem Beispiele des Kaisers und benahmen sich milde und edel in Glaubenssachen. Besonders that sich in kirchlichen Angelegenheiten damals der Weihbischof Hontheim von Trier hervor, ein gelehrter, frommer und unbescholtener Mann, welcher 1763 eine Schrift gegen den römischen Papst geschrieben und den Wunsch rege gemacht hatte, eine von Rom unabhängige deutsche Nationalkirche zu gründen, welche sowohl Katholiken als Protestanten in ihren Schoß aufnehmen sollte. Wirklich kamen 1786 mehrere Bischöfe in Ems zusammen, welche die Oberherrschaft des Papstes verwarfen. Ihre Pläne scheiterten aber an dem Widersprüche mehrerer Rom ergebener Bischöfe und an Josephs später erkaltetem Eifer. Auch die Presse wollte Joseph frei haben und hob, damit jedermann sich freimütig äußern könne, die Censur auf. Allein er sah sich durch das Erscheinen einer Menge frecher, unsittlicher und maßloser Schriften bald genötigt, diesem Unfug wieder hemmend und zügelnd entgegenzutreten. Die Todesstrafe verwandelte er in Haft und Zwangsarbeit. Überall sollte ein Gesetz, eine Steuer, ein Gerichtsverfahren gelten, und vor dem Gesetze sollten alle gleich sein. Viele verkannten die weisen Absichten des Kaisers; andere wurden unwillig, weil sie sich in ihren bisherigen Rechten verkürzt oder in eigennützigen Plänen gehemmt sahen. Belgien verweigerte die Steuern, lehnte sich auf und erklärte sich für unabhängig; erst Josephs Nachfolger hat es wieder erobert. In Ungarn benutzte der unzufriedene Adel und die höchst erbitterte Geistlichkeit die Ab-
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