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1. Geschichte der Neuzeit - S. 242

1887 - Wiesbaden : Kunze
242 Dritte Periode der Neuzeit. §. 20. Die franzome Keuotufion 1789. Frankreichs Lage unter Ludwig Xv. Ludwig Xv. (1715— 1774), der Urenkel Ludwigs Xiv., hatte als fünfjähriges Kind den französischen Thron geerbt. Während seiner Minderjährigkeit führte zuerst der zum Regenten ernannte, sittenlose Herzog von Orleans (f 1723), dann der Kardinal Fleury die Staatsverwaltung. Als letzterer gestorben war, geriet der charakterschwache König ganz unter die Herrschaft sittenloser Frauen, besonders der Marquise von Pompadour und der Gräfin Dübarri (§. 17, 5). Diese nährten seine Sinnlichkeit und Genußsucht derart, daß er in Verweichlichung und Trägheit versank, während sie selbst die Regierung des Landes in Händen hielten, mit ihren Günstlingen maßlose Verschwendung trieben und Recht und Sitte Hohn sprachen. Dadurch entstand in dem Staate eine ungeheure Schuldenlast, welche durch die Teilnahme Frankreichs an dem polnischen und östreichischen Erbfolgekrieg, am siebenjährigen Krieg, sowie durch die gleichzeitige Führung des Seekriegs mit England noch bedeutend vermehrt wurde, sodaß sie bei dem Tode des Königs die bedenkliche Höhe von 4000 Mill. Franken erreichte. Diese Schuldenlast führte zu einer Vermehrung der Abgaben und Steuern, welche jedoch der Bürger - und Bauern-ftand allein anzubringen hatte, während Adel und Geistlichkeit, die zudem mit kränkender Geringschätzung auf den dritten Stand herabblickten, frei von Steuern und Abgaben blieben. Die Unzufriedenheit im Volk suchte der Hof durch Haftbriefe (lettres de cachet) zu ersticken, welche sich jeder, der am Hofe Einfluß hatte, verschaffen konnte, und durch welche jedermann ohne Verhör und Gericht in Haft gehalten werden konnte. Daher kam es, daß sich in den Herzen der Bürgerlichen nicht bloß Haß und Erbitterung gegen die bevorzugten Stände, sondern auch gegen das Königtum selbst entwickelten. Zu gleicher Zeit hatten zahlreiche Schriftsteller, wie Rousseau, d'alembert, Diderot, Voltaire, durch Wort und Schrift witzelnd und spöttelnd die Grundlagen der Kirche und des Staates tief erschüttert. Ihre Ansichten über die Unzweckmäßigkeit der bestehenden Staatsversassung, über Abschaffung verjährter Mißbräuche und Einführung zeitgemäßer Abänderungen gefielen dem Volke um fo besser, je mehr die Verschwendung des Hoses trotz der ungeheuren Schuldenlast zunahm und die Ungleichheit der Stände bei zunehmender Bildung des Volkes sich als unhaltbar erwies. Dazu kam
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