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1. Geschichte der Neuzeit - S. 243

1887 - Wiesbaden : Kunze
§. 20. Ludwig Xv. und Ludwig Xvi. 243 endlich noch der Anteil, welchen junge Franzosen, wie Lafayette, am nordamerikanischen Freiheitskriege genommen hatten, und der durch ihre Erzählungen bewirkte Drang, freiere Einrichtungen auch für ihre Heimat zu erlangen. Diese Ursachen brachten 1789 die französische Revolution zum Ausbruche. Ludwig Xvi. Berufung der Reichsftände. Als Ludwigs Xv. Enkel, Ludwig Xvi. (1774—1793), ein gutmütiger aber schwacher König, den Thron bestieg, jubelte ihm das Volk freudig entgegen, denn es hoffte von ihm Erleichterung der Staatslaften und die Rückkehr besserer Zeiten. Der König war auch ernstlich auf die Verminderung der Staatsschulden und Abgaben bedacht und schränkte feine eigenen Bedürfnisse möglichst ein; allein er vermochte nicht den Verschwendungen feiner Brüder und feiner stolzen Gemahlin Marie Antoinette, einer Tochter der Kaiserin Maria Theresia, Einhalt zu thun. Durch die Beteiligung Frankreichs am nordame-rikanifchen Freiheitskriege wurde die Schuld und die Unzufriedenheit nur noch erhöht. Ludwig hatte zwar zwei edle Männer, Turgot und Malesherbes, an die Spitze der Staatsverwaltung gestellt, welche sich redlich bemühten, den verwirrten Staatshaushalt zu ordnen und das erschütterte Königtum wieder zu befestigen; aber der Adel und die Geistlichkeit, welche ihren Vorrechten nicht entsagen wollten, widersetzten sich so allen Änderungen, daß sie ihre Stellen niederlegten. Nicht besser erging es dem Minister Necker, einem geborenen Genfer, welcher nach ihnen die Verwaltung der Finanzen übernommen hatte. Da aber unter fernen Nachfolgern die Verwirrung immer höher stieg, so übernahm Necker, der Liebling des Volkes, auf Ersuchen des Königs das Portefeuille zum zweiten Male und bewirkte zur großen Freude des Volkes, daß die fett 1614 nicht mehr einberufenen Reichsstände zur Beratung entboten wurden. Necker hatte die Absicht, den jährlichen Ausfall (Defizit) der Einkünfte durch den Adel und die Geistlichkeit decken zu lassen; er berief deshalb 300 Deputierte vom Adel, 300 von der Geistlichkeit und doppelt so viele vom dritten Stande, damit dieser die Mehrzahl bilde. Darauf ward in Versailles, wo sich feit Ludwig Xiv. die königliche Residenz befand, die Reichsverfammlung am 5. Mai 1789 eröffnet. Die verfassunggebende Nationalversammlung (Mai 1789 bis Sept. 1791). Als nach der Eröffnung der Versammlung die Frage aufgeworfen wurde, ob, wie es früher wohl üblich gewesen war, jeder Stand für sich allein, oder ob die drei Stände gemeinschaftliche Beratungen pflegen und die Stimmenmehrheit entscheiden sollte, ent-
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