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1. Geschichte der Neuzeit - S. 244

1887 - Wiesbaden : Kunze
244 Dritte Periode der Neuzeit. zweiten sich die Reichs stände untereinander: Adel und Geistlichkeit forderten, daß jeder Stand für sich berate, um die Bürgerlichen überstimmen zu können. Auf den Antrag des talentvollen aber sittlich verdorbenen Grafen Mirabeau, welcher sich seiner Standesvorrechte begeben und einen Tuchladen gekauft hatte, um als Glied des dritten Standes für den Reichstag gewählt werden zu können, ersuchten jedoch die Abgeordneten des Bürger- und Bauernstandes die Geistlichkeit, im Interesse des Friedens gemeinschaftliche Sache mit ihnen zu machen. Nach einigen Wochen traten mehrere Mitglieder der niederen Geistlichkeit in die Versammlung des dritten Standes ein. Diese erklärte sich am 17. Juni auf den Antrag des Abbe Sieyes zur Nationalversammlung und beschloß, daß sämtliche bisherigen Steuern nur bis zum Tage der Auflösung der Nationalversammlung entrichtet werden sollten, aber länger nicht. Der Adel riet dem Könige, den Sitzungssaal zu schließen; doch das half wenig. Aus den Antrag des Pariser Arztes G u i l l o t i n begab sich die Nationalversammlung, als sie die Thüren ihres Lokals verschlossen fand, unter ihrem Präsidenten B a i l l y in das B a l l h au s und verpflichtete sich eidlich, nicht eher aus einander zu gehen, als bis eine neue Verfassung gegeben sei. Der König verlangte zwar noch einmal, daß jeder Stand für sich zusammentreten und beraten solle, allein die Nationalversammlung, welche sich durch den Übertritt von 149 Geistlichen und 47 Adeligen gehoben fühlte, fügte sich auf Mirabeaus Antrag dem königlichen Gebote nicht mehr. Ja, als Ludwigs Xvi. Hofzeremonienmeister, der Marquis von Breze, die Nationalversammlung an den Befehl des Königs erinnerte, erhob sich Graf Mirabeau und rief mit donnernder Stimme: „Sagen Sie Ihrem Herrn, daß wir durch die Gewalt des Volkes hier sind, und daß man uns von hier nicht anders fortbringt, als durch die Gewalt der Bajonette." Jetzt gab der König nach und befahl, daß die Kammern des Adels und der Geistlichkeit sich mit dem dritten Stande vereinigen möchten. Am folgenden Tage erschienen alle Adeligen in der Nationalver- sammlung. Erstürmung der 23et stille. Allein das öffentliche Vertrauen war bereits gewichen; das Volk glaubte böswilligen Verleumdungen, welche des Königs eigener Vetter und größter Feind, der Herzog von Orleans, über dessen Absichten ausgestreut hatte, und beging jetzt mancherlei Unfug in den Straßen von Paris. Das Einrücken einiger Regimenter und die Entlassung Neckers benutzte der Advokat Camille Desmoulins, das Volk zur Empörung zu
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