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1. Geschichte der Neuzeit - S. 286

1887 - Wiesbaden : Kunze
286 Dritte Periode der Neuzeit. Brandstiftung freigelassen. Vergeblich waren alle Versuche, den ungeheueren Brand zu löschen, auch der Kreml ward ergriffen. Die französischen Truppen mußten die Stadt verlassen und trotz der vorgerückten Jahreszeit ein Lager vor derselben beziehen. Napoleon bot unter diesen ungünstigen Verhältnissen den Russen Frieden an, allein man hielt ihn absichtlich hin, um ihn in der nahenden Kälte desto sicherer zu verderben. Erst am 18. Oktober trat er den Rückzug an. Die Absicht, den Weg nach dem Süden zu nehmen, wurde durch die Russen vereitelt; das Heer mußte auf demselben Weg zurück, den es gekommen war. Nun überraschte ein ungewöhnlich früher und strenger Winter die französische Armee. Menschen und Pferde sanken vor Hunger und Kälte erschöpft nieder, und der Schnee bedeckte wie ein Leichentuch die gefallenen Opfer in der erstarrten Natur. Der Weg durch die wüsten Ebenen war bald mit toten Menschen und Pferden, mit Trümmern von Geschütz und Wagen, Gepäck und Waffen übersäet. Viele erfroren an dem Feuer, welches sie angezündet, andere wurden von den Kosaken niedergemacht, die meisten erlagen dem Hunger und den Anstrengungen. In Smolensk hoffte Napoleon feinen erschöpften Truppen, die noch aus 40 000 kampffähigen Soldaten und 30 000 elenden, wehrlosen Nachzüglern bestanden, einige Rasttage geben zu können; allein die Feinde drohten den Übergang Über die Beresina abzuschneiden. Darum ging der Zug hungriger, zerlumpter und erfrorener Krieger unaufhaltsam weiter und langte (25. Nov.) an der Beresina an, vom Feinde unaufhörlich umschwärmt und angegriffen. Zwei Brücken stellten die Verbindung mit dem rechten Ufer her. Aber nun entstand eine unbeschreibliche Not; der nahe Feind unterhielt ein wohlgezieltes Kartätschenfeuer. Aus den Brücken herrschte ein entsetzliches Gedränge; jeder wollte sie überschreiten, so lange noch Rettung möglich war. Die Geländer brachen, viele stürzten hinunter ins Wasser, andere wurden von Kanonen überfahren — zuletzt brach die Brücke, und 18 000 Nachzügler, welche noch auf dem linken Ufer waren, gerieten in russische Gefangenschaft. Nur 8000 kampffähige Soldaten hatten das rettende User erreicht. Den seit Monaten ohne Nachricht gebliebenen Völkern brachte das berühmte 29. französische Kriegsbülletin vom 3. Dezember die Botschaft, daß die große Armee vernichtet, der Kaiser gesund sei. Am 5. Dezember verließ Napoleon die traurigen Reste seiner großen Armee, deren Führung er Murat übertrug, und durchjagte die russischen Schneefelder in einem einfachen Schlitten. Beim Könige
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