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1. Geschichte der Neuzeit - S. 368

1887 - Wiesbaden : Kunze
368 Dritte Periode der Neuzeit. persönlich und sagte u. a. in seiner Eröffnungsrede: „Hat Deutsch- land derartige Vergewaltigungen seines Rechtes und seiner Ehre in früheren Jahrhunderten schweigend ertragen, so ertrug es sie, weil es in seiner Zerrissenheit nicht wußte, wie stark es war. Heute, wo das Band geistiger und rechtlicher Einigung die deutschen Stämme verbindet, birgt Deutschland in sich selbst den Willen und die Kräfte zur Abwehr erneuter französischer Gewaltthat." Nach der Eröffnung verlas der Bundeskanzler Bismarck die an demselben Tage empfangene Kriegserklärung, die mit einem begeisterten Hoch aus den König und Bundesfeldherrn beantwortet wurde, und der Reichstag bewilligte alles zu dem Kriege gegen Frankreich Erforderliche. Damit der Krieg seinen Charakter nicht verleugne, erneute der König an demselben Tage den Orden des eisernen Kreuzes, jenes Wahrzeichen der großen Befreiungskriege. Sprühte doch das gleiche Feuer der Vaterlandsliebe wie 1813; offenbarte sich doch dieselbe Opferfreudigkeit, die gleiche Bereitwilligkeit zu kämpfen und zu sterben! Von allen Seiten zogen die Vaterlandsverteidiger, Linie, Reserve und Landwehr, in freudig-ernster Stimmung zu den Sammelplätzen; das ganze Land war ein großes Kriegslager. Aller Orten vernahm man die Töne der „Wacht am Rhein", des Liedes, das jetzt zur Kampf- und Siegesweise ward, für das sich verjüngende, einige Deutschland. Napoleon hatte gehofft, die süddeutschen Staaten durch Versprechungen und Vorspiegelungen von dem Anschluß an den Norddeutschen Bund zurückhalten zu können; denn oberflächliche Sendboten seiner Regierung berichteten sowohl von dem Mißbehagen, das man in Süddeutschland über Preußens Heerführerfchaft empfinde, als auch von dem Unwillen in den 1866 eroberten Landesteilen über die Herrschaft des Preußenkönigs. Verständigere Stimmen waren am Kaiserhofe an der Seine ungehört oder doch unbeachtet verklungen. Und wenn es auch hier und da unzufriedene Partikularsten gab, der schnöde Angriff Frankreichs trug nur dazu bei, sie alle um Preußens Banner zu scharen. Bayern, Württemberg und Baden setzten sofort ihre Truppen aus den Kriegsfuß, und man frohlockte bei der Nachricht, daß der König seinen einzigen Sohn, den allbeliebten Kronprinzen Friedrich Wilhelm, an die Spitze der Süddeutschen stellte; die Reise desselben zur Übernahme des Oberbefehls glich daher einem Triumphzug. In dem nun beginnenden Kampfe stand kein anderer Staat aus Deutschlands Seite. Östreich grollte noch, doch hielten die warmen Sympathieen der deutschredenden Östreicher und die Ohnmacht des Staates die Regierung ab, für Frankreich Partei zu ergreifen.
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