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1. Handbuch der brandenburgisch-preußischen Geschichte - S. 369

1894 - Breslau : Goerlich
— 545 — Ii 369 Schlachttage besehen, besitze ich. Den Wagen will ich Dir schicken, es ist nur schade, daß er beschädigt ist. Seine Juwelen und seine Pretiosen sind unseren Truppen zur Beute geworden. Er war im Wagen, um sich zurück zu begeben, als er von unsern Truppen überrascht wurde; er sprang heraus, warf sich ohne Degen zu Pferde, wobei ihm der Hut abgefallen, und so ist er wahrscheinlich, durch die Nacht begünstigt, entkommen, aber der Himmel weiß, wohin. Heute rücke ich mit dem größten Teile der Armee in Frankreich ein. Die Folgen dieses Sieges sind nicht zu berechnen, und nach meinem Urteil muß Napoleons Untergang daraus hervorgehen; die französische Nation wird und muß ihn verachten. Dann, hoffe ich, geht der Friede hervor, und mit Gottes Hilfe bin ich vor Winters wieder bei dir. Gosselies, den 25. Juni 1815. Blücher." b) Ein Teil des französischen Volkes fiel von Napoleon ab, als er wieder das Kaiserreich herstellte und nicht die Republik; andere fürchteten für ihre Ruhe und ihren Besitz, und so blieb eigentlich nur das Heer auf Napoleons Seite. Daher nahmen die meisten Franzosen die Nachricht von seiner Abdankung mit Gleichgültigkeit auf. c) Napoleon eilte nach der für ihn unglücklichen Schlacht bei Waterloo nach Paris, wo er am 20. Juni eintraf. Bald erkannte er, daß für ihn alles verloren fei. Er dankte deshalb zu Gunsten seines Sohnes ab und ging nach Rochesort, um sich nach Amerika einzuschiffen. Aber englische Kreuzer verhinderten ihn daran, und es blieb ihm nichts übrig, als sich selbst den Engländern zu überliefern. Diese ließen ihn als Gefangenen nach St. Helena im atlantischen Ozean bringen. Nur 22 seiner Getreuen begleiteten ihn nach dem einsamen Verbannungsorte, unter denselben Bertrand und Montholon mit ihren Gemahlinnen. Am 26. Oktober landete er an der Küste der Insel, die er nicht mehr lebend verlassen sollte. Da wohnte er in einem ärmlichen Hanse, Tag und Nacht von englischen Soldaten bewacht. Oft litt er an dem Notwendigsten Mangel. Auch das ungesunde Klima wirkte nachteilig auf ihn ein. Napoleon ertrug sein hartes Los mit einem Heldenmute, den selbst seine Feinde bewundern mußten; auch das schwerste Mißgeschick hatte seinen großen Geist nicht zu 6 eit gen vermocht. Als man ihm nicht mehr gestatten wollte, ohne militärische Begleitung auszugehen, verließ er das Haus gar nicht mehr. Umsonst erklärte sein Arzt, daß der Gefangene sterben müsse, wenn er die Insel nicht verließe. Im April 1821 erkannte Napoleon selbst das Bedenkliche seines Zustandes. Zu Anfang Mai wurde er von heftigem Fieber ergriffen. Am 5. Mai, morgens um halb sechs Uhr, während ein furchtbarer Sturm auf der Insel wütete, machte der Tod seinen Leiden ein Ende. Noch in seine letzten Fieberphantasien spielten ^die großen wie die schmerzlichen Ereignisse seines Lebens hinein. Napoleon war ein Geist der Zerstörung gewesen, um dessen Ehrsucht willen in 11 Jahren vier Millionen Menschen sich töten oder verstümmele lassen mußten. Aber er hat — gleich einem gewaltigen Gewitter — auch vieles Gute gewirkt. In Frankreich hat er Ordnung und Ruhe wieder hergestellt und eine Verwaltung eingeführt, die sich bis heute vortrefflich bewährt. In vielen andern Ländern Europas hat er veraltete Zustände (Leibeigenschaft, Klassenvorrechte u. dgl.) beseitigt. Durch ihn lernten auch die Völker sich als zusammengehörig fühlen; es entwickelte sich ein nationales Bewußtsein. Hübner, Handbuch f d. Geschichtsunterricht. Ii. 24
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