Anfrage in Hauptansicht öffnen

Dokumente für Auswahl

Sortiert nach: Relevanz zur Anfrage

1. Geschichte der neueren Zeit - S. 2

1876 - Mainz : Kunze
2 Erste Periode der neueren Geschichte. tung einer reineren Erkenntnis des Christenthums. Darauf waren vorzugsweise diejenigen seiner Schriften berechnet, welche die Richtung der Zeit in kirchlichen Dingen unerbittlich und streng geißelten, seine „Gespräche" und sein „Lob der Narrheit". Die letztere Schrift, 1507 auf einer Reise geschrieben, erlebte noch zu Lebzeiten des Erasmus 27 Auflagen und wurde in alle lebenden Sprachen übersetzt.*) Auch das neue Testament gab er in der griechischen Urschrift mit der verbesserten lateinischen Übersetzung heraus. Erasmus war ein Mann von gründlicher Gelehrsamkeit und beißendem Witze; er verstand es, Irrthümer nachzuweisen, aber nicht die Wahrheit zu lehren, und aus Liebe zur Ruhe nahm er keinen unmittelbaren Antheil an der Reformation. Er wollte sich an das Bestehende anschließen und nicht als Gegner der Kirche austreten, sondern unter ihrer Führung einen neuen Geist in die vorliegenden Verhältnisse bringen. Wegen dieser Unentschiedenheit H Hutten" war ihm Ulrich von Hutten, der feurige Feind der Geistlichkeit, gram, der in seinen Schriften ohne Furcht die Abstellung der Mängel ver-langte. Auch Johann Reuchlin war ein rüstiger Vorkämpfer der Reformation. Er hatte seinen Beschützer, den Herzog Eberhard von Württemberg, nach Italien begleitet und sich dort viele Kenntnisse erworben. Kaiser Maximilian ernannte ihn zum kaiserlichen Rathe und setzte ihn in den Stand, wahre Gelehrsamkeit und Bildung zu verbreiten. Gegen die klassischen Studien eiferten damals (1509) insbesondere der zum Christenthum übergetretene Jude Pfefferkorn, Professor in Köln, welcher alle hebräischen Bücher verbrennen lassen wollte, weil sie Schmähungen wider das Christenthum enthielten, und der Dominikanerprior Jakob von Hogstraten. Reuchlin erklärte sich gegen Pfefferkorn und bewies, daß in den hebräischen Schriften der Rabbiner viel Weisheit liege, die man nicht vertilgen dürfe. Darüber zürnte Hogstraten und leitete einen Jnquisitionsprozeß gegen Reuchlin (1513) ein, welcher sich an den Papst wandte und Fürsprecher und Beschützer #)' Die Narrheit, Beherrscherin eines großen Reiches, das alle Stände umfaßt, hält sich selbst eine Lobrede. Kein Alter, kein Stand wird " dabei geschont. Mit besonderer Vorliebe verweilt sie bei den Geistlichen, welche sie hart mitnimmt, macht sich lustig über die spitzfindige Auslegung der Schrift, über die Mönche, welche es für die größte Frömmigkeit halten, wenn sie so unwissend sind, daß sie nicht lesen und schreiben können, über Bischöfe, Cardinäle und Päpste, welche die hohen Pflichten ihres Amtes vergessen und Alles, was nur einigermaßen mühsam ist, dem Petrus und Paulus überlassen.
   bis 1 von 1
1 Seiten  
CSV-Datei Exportieren: von 1 Ergebnissen - Start bei:
Normalisierte Texte aller aktuellen Treffer