Anfrage in Hauptansicht öffnen

Dokumente für Auswahl

Sortiert nach: Relevanz zur Anfrage

1. Geschichte der neueren Zeit - S. 186

1876 - Mainz : Kunze
186 Zweite Periode der neueren Geschichte. Josephs Joseph Ii. beseelte der edle Gedanke, in Staat und Kirche Alles meinte, aber &effcr 5u gestalten, als es bisher gewesen sei. Leider dachte er bei Reformen ° vielen Reformen nicht daran, daß das Volk seiner Erblande weder reis noch empfänglich dafür war. Darum scheiterten sie auch. Mit heiliger Begeisterung wollte er das Alte mit einem Schlage verdrängen und durch Besseres ersetzen. Man erkannte seine edlen Absichten, bewunderte den schaffenden Geist des Kaisers und liebte seine Herablassung. Daß er sich um alle Verhältnisse des bürgerlichen Lebens bekümmerte, daß er sich durch eigene Anschauung mit der Lage der Armen bekannt machte, daß er geeignete Mittel zur Abhülfe der Noth und des Elends aufsuchte, machte ihn zum Abgotte des Volkes. Zunächst half er dem vielgeplagten Bauernstande durch Aufhebung der Leibeigenschaft und der Frohnden empor; die Schulen wurden verbessert und erhielten eine zeitgemäße Umgestaltung. Die Klöster, welche sich nicht mit der Krankenpflege oder dem Jugendunterricht beschäftigten, ließ er aufheben und verwandte die Güter derselben zu gemeinnützigen Zwecken. Die Zahl der aufgehobenen Klöster betrug 700, und 30—35,000 Mönche und Nonnen gab es nun weniger. Ferner verordnete Joseph Ii., daß in Zukunft keine Bulle des Papstes in den österreichischen Erblanden Gültigkeit habe, wenn sie nicht vom Kaiser das „Placet" erhalten. Durch das berühmte Toleranzgesetz gestattete er (1781) in seinen Staaten freie Religionsübung.*) Hierüber gerieth Papst Pius in große Noth und reiste selbst nach Wien (1782), um den Kaiser auf andere Wege zu bringen. Joseph holte den heiligen Vater mit den größten Ehrenbezeigungen ein und suhr mit ihm unter dem Jubel der Wiener in die Kaiserstadt. Vier Wochen verweilte Pius in Wien und erhielt von Joseph alle Beweise der Ehrfurcht und Hochachtung, aber eine Aenderung der getroffenen Einrichtungen erreichte er nicht. Die Bischöfe von Salzburg, Mainz und Würzburg folgten dem *) Fünfzig Jahre vorher hatte der Fürstbischof Leopold von Firmian zu Salzburg an 20,000 Evangelische, die ihrem Glauben treu bleiben und nicht zur katholischen Kirche zurückkehren wollten, aus seinen Landen ausgewiesen. König Friedrich Wilhelm I. von Preußen nahm die vertriebenen Salzburger freudig in sein Land auf und erhielt an ihnen treue, arbeitsame Unterthanen. Eine Schilderung des traurigen Auszugs der Salzburger gab Goethe Stoff und Veranlassung zu seinem^ bekannten, vortrefflichen epischen Gedichte Hermann und Dorothea.
   bis 1 von 1
1 Seiten  
CSV-Datei Exportieren: von 1 Ergebnissen - Start bei:
Normalisierte Texte aller aktuellen Treffer