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1. Geschichte der neueren Zeit - S. 258

1876 - Mainz : Kunze
258 Dritte Periode der neueren Geschichte. er hielt nicht Wort. Darum wurde Blücher bei Ligny geschlagen, und beinahe wäre der alte Haudegen ums Leben gekommen. Da sein Fußvolk zurückgedrängt worden war, griff Blücher noch einmal mit der Reiterei an, wurde aber geworfen und blieb unter seinem todtgeschossenen Pferde besinnungslos liegen. Nur sein Adjutant, Graf von Nostiz, war bei ihm ; die französischen Reiter sprengten an ihnen vorüber, ohne sie zu bemerken. Da vermißten die Preußen ihren geliebten Vater wmlderbare schlugen die französischen Reiter zurück, welche noch einmal Rettung an Blücher vorübersausten, und hoben ihn unter der Last seines todten Pferdes hervor. Der 73jährige Greis, obwohl durch den Sturz hart erschüttert und verletzt, verlor keinen Augenblick den Muth und die gute Laune. Als ihn der Arzt einreiben wollte, fragte er, was es wäre? „Es sind Spirituosa," erwiderte der Arzt. „So?" sagte Blücher, „auswendig hilft das Zeug nichts," riß ihm das Glas aus der Hand und trank es aus. Am folgenden Tage mußte Blücher das Bett hüten, versprach und sein An-aber großherzig genug am 18. den Engländern und ihren deutschen Riefle bt ^ruppen zu Hülfe zu eilen. Und er hielt Wort. Am 18. früh, als Waterloo er ausstehen wollte, traf der Arzt Anstalten, die schmerzhaften Glieder -s. Inn, i8io. greisen Feldmarschalls einzureiben. Aber Blücher ließ es nicht zu, sondern sprach: „Ach, was noch schmieren! Ob ich heute balsamiert oder unbalsamiert in die andere Welt komme, das wird wohl auf eins herauskommen." Er setzte sich wohlgemuth zu Pferde, obgleich ihn die Glieder heftig schmerzten. Als er sah, wie stark es regnete, scherzte er: „Das sind unsre Alliirten von der Katzbach, da sparen wir dem Könige viel Pulver!" Blücher beschleunigte den Marsch so viel als möglich; aber es schien, als ob sich alles verschworen hätte, um die Preußen zurückzuhalten. Erst hemmte eine Feuersbrunst den Marsch, dann der vom Regen aufgeweichte Boden, die angeschwollenen Bäche und die schmalen Waldwege. Das Fußvolk und die Reiterei kamen mit Mühe fort, allein das Geschütz machte unsägliche Beschwerde. Der Zug rückte nur langsam vorwärts, und Blücher besorgte, er werde zu spät eintreffen. Schon sprengten Offiziere herbei, brachten Nachricht von der bedenklichen Lage der Engländer und Deutschen und baten um schleunige Hülse. Viele verzweifelten und sanken vor Mattigkeit um. Aber Blücher war überall aufmunternd, bittend und rathend zugegen, rief trotz seiner körperlichen Schmerzen sein Vorwärts und flehte mit einer-hinreißenden Innigkeit die ermüdeten Krieger an: „Kinder, wir müssen vorwärts! Es heißet wohl, es geht nicht; aber es muß gehen, ich habe es versprochen. Wollt ihr, daß ich wortbrüchig werden soll?"
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